Ist vegan auch bio?
Biologisch, vegan, kontrolliert, ökologisch – willkommen im grünen Begriffs-Dschungel! Wer sich mit veganer Ernährung beschäftigt, begegnet dabei vielen Ausdrücken, Irrtümern und womöglich auch der Frage: Ist Vegan eigentlich auch immer Bio? Hier kommt unser Definitions-Check.
Was ist überhaupt „bio“?
Ganz einfach: Als Bio-Lebensmittel werden Nahrungsmittel aus der ökologischen Landwirtschaft bezeichnet. Was Ökolandbau genau auszeichnet und welche Produkte eine entsprechende Kennzeichnung tragen dürfen, ist in der EU durch die EG-Öko-Verordnung gesetzlich festgelegt. Die EG-Öko-Verordnung sieht vor:
Ackerbau
- Verzicht auf Hilfsmittel von außen wie z.B. chemische Düngemittel und konventionelle Pflanzenschutzmittel, stattdessen werden weniger anfällige Pflanzen angebaut
- Einsatz von Nützlingen oder/und mechanischen Unkrautbekämpfungsmitteln
- Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit durch spezielle Bodenbearbeitung
- Verwendung von ökologischem Saat- und Pflanzengut
- Einhaltung einer abwechslungsreichen Fruchtfolge
Tierwohl
- Tiere erhalten mehr Platz
- Regelmäßiger Auslauf im Freien
- Verbot der Anbindehaltung
- Fütterung mit möglichst hofeigenem Futter
- Kein Einsatz von Antibiotika
Außerdem gilt
- Der Einsatz von gentechnisch veränderten Organismen oder ihre Derivate ist verboten
- Lebensmittel dürfen nicht bestrahlt werden
- Die Verwendung von Zusatzstoffen ist limitiert; künstlich hergestellte Farb-, Konservierungsstoffe sowie Geschmacksverstärker sind verboten
- Für Produkte, die aus mehr als einer Zutat bestehen gilt: alle Zutaten müssen aus ökologischem Landbau stammen. Für bis zu 5% dieser Zutaten sind streng geregelte Ausnahmen möglich.
Ziel der ökologischen Landwirtschaft ist eine Bewirtschaftung im Einklang mit der Natur – ressourcenschonend, umwelt- und tiergerecht. Dabei stehen insbesondere der Bodenschutz, Artenschutz, Gewässerschutz und Tierschutz im Fokus.
Nur Produkte, die nach den Standards der EG-Öko-Verordnung hergestellt wurden, dürfen die Bezeichnungen „biologisch“ oder „ökologisch“ tragen. Sie unterliegen einem Kontrollsystem, das alle Stufen der Lebensmittelproduktion, angefangen von der Erzeugung bis hin zur Vermarktung, umfasst. Es finden jährliche Kontrolle statt. Ökologisch erzeugte Lebensmittel erkennt man an dem Logo der Europäischen Union für ökologische/biologische Produktion (kurz EU-Bio-Logo). Nationale Siegel, wie das in Deutschland eingeführte Bio-Siegel dürfen zusätzlich genutzt werden. Darüber hinaus gibt es weitere Siegel unterschiedlicher Bio-Anbauverbände, deren Richtlinien strenger sind, als es die EG-Öko-Verordnung vorgibt.
Was bedeutet „vegan“?
Für den Begriff "vegan" gibt es bis jetzt weder auf nationaler noch auf EU-Ebene eine rechtsverbindliche Definition. Die Verbraucherschutzministerkonferenz hat 2016 eine Definition erlassen, die sowohl den Lebensmittelherstellern für deren freiwillige Kennzeichnung wie auch den Lebensmittelüberwachungsbehörden für die Prüfung der Kennzeichnung als Grundlage dient. Die Deutsche Lebensmittelbuch-Kommission hat diese Definition in ihren Leitsätzen für die Bezeichnung von veganen und vegetarischen Lebensmitteln mit Ähnlichkeit zu tierischen Ursprungs übernommen:
- Wer sich vegan ernährt, verzichtet auf alle tierischen Produkte. Diese Ernährungsweise schließt nicht nur Fleisch, Fisch, Milch Eier und Honig ein, sondern umfasst auch Zusatzstoffe, Trägerstoffe, Aromen, Enzyme, Verarbeitungshilfsstoffe und Nicht-Lebensmittelzusatzstoffe, die wie Verarbeitungshilfsstoffe verwendet werden. Das bedeutet: Wird ein Produkt als „vegan“ bezeichnet, sind auch Stoffe wie Leder oder Wolle nicht darin enthalten.
Anhand der beiden Definitionen ist klar zu erkennen, dass es sich um zwei völlig unterschiedliche Begriffe handelt. Dennoch werden die Begriffe vegan und bio oftmals in einem Atemzug genannt und viele stellen sich die Frage: „Ist da eigentlich auch automatisch bio drin, wo vegan draufsteht?“ Warum das so ist? Die Antwort ergibt sich aus den Beweggründen, aus denen sich die Verbraucher vegan ernähren oder Bio-Produkte einkaufen. Denn die Motive beider Verbraucher-Gruppen überschneiden sich in vielen Punkten. Eine Umfrage von POSpulse in Deutschland aus dem Jahr 2020 zeigt beispielsweise die Motive veganer Ernährung:
- 81 Prozent der befragten Konsumenten und Konsumentinnen ernähren sich vegan, weil sie weniger Tierleid verursachen wollen
- 78 Prozent der befragten Teilnehmer und Teilnehmerinnen gaben an, dass Sie sich vegan ernähren, um gesund zu leben
- 67 Prozent möchten der Umwelt weniger schaden
- 57 Prozent streben einen geringeren C02-Fußabdruck an
- 47 Prozent möchten konkret zu einem einen geringeren Wasserverbrauch beitragen
- …
Vergleichen wir die Befragungsergebnisse mit jenen des Ökobarometers 2019 zu den Gründen für den Einkauf von Bio-Lebensmitteln, ergeben sich erhebliche Parallelen:
- Eine artgerechte Tierhaltung ist 95 Prozent der Bio-Käufern wichtig
- 89 Prozent möchten einen Beitrag zum effektiven Umweltschutz leisten
- Für ebenfalls 89 Prozent steht eine gesunde Ernährung zur Stärkung des Wohlbefindens im Fokus
- 85 Prozent möchten die biologische Vielfalt fördern
- …
Unser Fazit: Tierwohl und Gesundheit stehen sowohl bei Veganer als auch bei Bio-Konsumenten ganz weit oben auf der Motivliste. Ein Veganer, dem das Tierwohl am Herzen liegt, bevorzugt also nicht selten auch den Einkauf von Bio-Produkten, weil diese ohne Gentechnik und ohne Konservierungsstoffe hergestellt werden – und dies nicht nur dem Tier, sondern auch seiner eigenen Gesundheit zu Gute kommt. Nicht in jedem Lebensmittel, auf dem „vegan“ steht, steckt zusätzlich auch „bio“ drin. Eine Gemeinsamkeit haben die beiden Ernährungsweisen jedoch: Als Gastronom haben Sie es in beiden Fällen mit Gästen zu tun, denen bei Ihrer Ernährung ähnliche Dinge wichtig sind.
Sie möchten mehr über die Motive veganer Gästetypen erfahren und wie Sie sie mit gezieltem Marketing ansprechen können? Dann schauen Sie doch einmal hier vorbei.