Waldkliniken Eisenberg
Wie die Kreisklinik Krankenhausverpflegung völlig neu denkt
Wenn an der Tür vier Sterne abgebildet sind, Patienten zu Gästen werden und der eine oder andere schon einmal fragt, ob er nach der Entlassung noch ein paar Tage bleiben kann – dann befinden Sie sich in den Waldkliniken Eisenberg. Wir haben dieser besonderen Kreisklinik einen Besuch abgestattet und gefragt, wie das alles in einem öffentlichen Krankenhaus funktionieren kann und welche Überraschungen die Klinikverpflegung noch so bereithält…
Kreisklinik mit Hotelsternen
Die freundliche Dame am Empfang checkt gerade eine Patientin ein, gleich daneben flackert das Kaminfeuer, es duftet nach Holz und Kaffee. Wer die Waldkliniken Eisenberg betritt, bemerkt den Unterschied zu einem Sternehotel erst bei einem genaueren Blick auf die Anzeigetafeln. Denn die 241 Betten für Kassenpatient:innen und 13 Komfortbetten für Wahlleistungspatient:innen definieren das neu, was wir bisher unter einem Krankenhaus verstehen. „Unser Konzept macht einzigartig, dass wir über alles neu nachdenken und uns fragen: ‚Geht das auch in schön‘?“, erklärt Gastgeber und Hotelmanager Alexander Mayrhofer. In den Waldkliniken geht es auch in schön! Statt ins Klinikregal hat man bei der Einrichtung ins Hotelregal gegriffen – und alle Materialien in einem aufwendigen Prozess nachträglich prüfen lassen.
Aufwendig war auch die nachfolgende Zertifizierung: Als erste Klinik haben sich die Waldkliniken der Zertifizierung nach Hotelsternen gestellt. Das Ergebnis: Das Haus erlangte vier Hotelsterne und sogar fünf für die Komfortstation. Dieser Aufenthaltskomfort soll aber vor allem eines: die Genesung fördern. Dafür gewährleitstet zum Beispiel das spezielle Unit-Pflegekonzept einen engen Kontakt zum Pflegepersonal, offen gestaltete Stationen tragen zur Erreichbarkeit der Pflegekräfte bei und die Aufzüge regen zur eigenen Mobilität an: Interaktive Touch-Screens mit Gaming-Elementen laden die Patient:innen zu gesundheitsförderlichen Bewegungen ein – immerhin befinden wir uns in einer Klinik mit hoher orthopädischer Spezialisierung. Und Details wie diese machen in Eisenberg eben den Unterschied.
Eine Menülinie von der Fernsehköchin
Deswegen macht das Konzept auch nicht Halt vor dem gastronomischen Angebot. „Wir glauben, dass Menschen, die frische, hochwertige Produkte zu sich nehmen, schneller gesund werden“, erzählt Mayrhofer. In den Waldkliniken laden ein Bistro, die Lobbybar, das Restaurant „Piazza“ sowie das Gourmet-Restaurant „Matteo“ zu eben solchen ein. Dabei setzt die Klinikküche nicht nur auf regionale Waren oder das Handwerk von gleich acht Köch:innen, sondern überrascht die Gäste auch mit einer täglichen Menülinie von Fernsehköchin Sarah Wiener – speziell entwickelt für die Bedürfnisse der Klinikgäste. Donnerstags verwandelt sich das Bistro in eine Front-Cooking-Show und wer sich ein Gourmet-Dinner gönnen möchte, genießt im Matteo im vierten Stock einen hervorragenden Ausblick – auch als externer Gast. „Wir hatten auch schon Gäste, die ihre Freunde zu einem besonderen Dinnerabend eingeladen haben. Die haben erst einmal seltsam geschaut, als es dafür in eine Klinik ging“, so Mayrhofer.
Gewinne gehen zurück an die Gäste
Bleibt die spannende Frage: Wie kann sich dieses außergewöhnliche Verpflegungskonzept rechnen? Gastgeber Alexander Mayrhofer erklärt: „Da spielen mehrere Komponenten eine Rolle, unter anderem, dass wir bereit sind, in der Mischkalkulation für die Klinik nicht Gewinn zu generieren, sondern diesen unseren Patienten zurückzugeben und im Bereich der Verpflegung eben etwas vom Behandlungs-Gesamterlös draufzulegen.“ Möglich macht dies unter anderem auch, dass sich die Klinik in öffentlicher Trägerschaft des Saale-Holzland-Kreises und des Universitätsklinikums Jena befindet. Zudem konnte auch beim Bau durch die Auswahl der Hotelausstattung gegenüber gängiger Klinikeinrichtung gespart werden. Die Waldkliniken Eisenberg verdeutlichen eindrücklich, was die Zukunft der Patientenverpflegung bereithält. Und nicht zuletzt könnte auch genau das der Schlüssel zu einer besseren Fachkräftesituation sein: „Natürlich haben auch wir in einigen Bereichen mit einer angespannten Personalsituation zu kämpfen. Doch nicht zuletzt aufgrund unseres Konzeptes können wir auch großartige Fachleute für uns gewinnen, die Lust haben zu kochen, die Lust haben auf das Handwerk und die sich einfach freuen, dass sie auch in einer Klinik frisch und hochwertig kochen können.“
Nach den (Gastro-)Sternen greifen
Und weil sich die Waldkliniken ständig weiterentwickeln, stehen längst die nächsten Pläne an. „Mit dem Matteo möchten wir in der oberen Liga der Gourmet-Gastronomie mitspielen“, erzählt Mayrhofer stolz. Und auf dem Weg dahin wird die Klinik sicher noch viele faszinierte Besucher willkommen heißen – als Patient:innen, Restaurantgäste oder eben beides…