Gesünder essen in der Kindertagesstätte

Die „Tage der Kitaverpflegung“ als Impuls

Eine ausgewogene Ernährung ist ein wichtiger Grundstein für die gesunde Entwicklung von Kindern – besonders in den ersten Lebensjahren. Laut dem Statistischen Bundesamt (2024) essen 87 % aller betreuten Kinder in der Kindertagespflege zu Mittag, 45 % sogar noch weitere Mahlzeiten. Damit eröffnet sich die große Chance, gute Essgewohnheiten frühzeitig zu fördern. 

In diesem Artikel schauen wir uns an, warum die DGE-Standards so wichtig sind, wie sie sich im Alltag konkret umsetzen lassen – und wie Eltern und Erzieher:innen gemeinsam für eine gesunde und nachhaltige Ernährung an einem Strang ziehen können. Mit diesem Beitrag knüpfen wir an die Aktionswoche zur Kitaverpflegung des Bundeszentrum Kita- und Schulverpflegung an, um gemeinsam die Ernährung in Kindertagesstätten weiter zu stärken. 

Empfehlung für Essen in Kindertagesstätten

Darum sind die DGE-Qualitätsstandards so wichtig

Seit den 2000er Jahren wurden zunehmend wissenschaftliche Grundlagen zur gesunden Ernährung von Kindern in Kitas entwickelt. Wichtige Schritte in dieser Entwicklung waren die Veröffentlichung von Empfehlungen durch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) und die Einführung von Qualitätsstandards, die die Kita-Verpflegung systematisch verbessern sollten. Die "DGE-Qualitätsstandards“ für Frühstück, Zwischenmahlzeit und Mittagessen werden regelmäßig überarbeitet und sind entscheidend für die Ausgestaltung der Mahlzeiten in deutschen Kitas. Die kontinuierliche Weiterentwicklung von Ernährungsstandards und die Förderung einer gesunden, nachhaltigen und ausgewogenen Ernährung haben dazu beigetragen, dass Kinder heute besser und gesünder in Kitas versorgt werden als noch vor einigen Jahren. Zudem fand man in verschiedenen Studien  heraus: Kinder aus Kitas, die sich an den DGE-Qualitätsstandards orientieren, haben eine bessere Nährstoffversorgung und entwickeln insgesamt gesündere Essgewohnheiten. Die aktuellen DGE-Qualitätsstandards setzen dabei also wichtige Maßstäbe – und greifen zugleich aktuelle gesellschaftliche Trends wie Nachhaltigkeit und Inklusion auf. 

CHEFS CULINAR Gemüse und Obst im Kindergarten

Hauptpunkte der DGE-Qualitätsstandards

  • Tägliche Bereitstellung von Obst- und Gemüsesorten 
  • Nutzung von Vollkornprodukten als Grundlage für Brot, Nudeln und Reis 
  • Tägliche Bereitstellung von Milchprodukten und alternativen Quellen für Kalzium 
  • Begrenzung von Zucker und gesättigten Fettsäuren 
  • Verwendung von Lebensmitteln mit einem geringen Verarbeitungsgrad
  • Anbieten von ausgewogenen Mahlzeiten mit einem hohen Anteil pflanzlicher Nahrungsmittel 
  • Berücksichtigung von Allergien und speziellen Ernährungsbedürfnissen 
  • Nur einmal pro Woche Einsatz von Fleisch/Fisch bei der Mittagsverpflegung

Wie kann meine Einrichtung dies konkret umsetzen?

  • Achten Sie auf einen maßvollen Verzehr von Süßwaren und anderen ungesunden Lebensmitteln. Eine Kinderhand voll entspricht etwa einer Portion und sollte idealerweise nicht mehr als 10 % der täglichen Kalorienzufuhr ausmachen. In Deutschland liegt der Durchschnitt jedoch aktuell bei etwa 25 bis 36 %. 
  • Es gibt zahlreiche proteinreiche vegetarische Alternativen wie Linsenbolognese, Grünkern-Frikadellen mit untergehobenen Kichererbsen oder Kartoffeln mit Quarkdipp, um den hohen Fleischkonsum bei Kindern zu reduzieren. 
  • Bieten Sie Lebensmittel mehrmals an. Erst nach 8 bis 15 Versuchen sind Ablehnungen eines Kindes aussagekräftig. Unvorteilhafte Ernährungsgewohnheiten, bei denen viele gesunde Lebensmittel zu früh ausgeschlossen werden, zeigen sich bereits im Alter von zwei Jahren und werden mit drei Jahren noch ausgeprägter. 
  • Häufiges Spielen im Garten und Sonnenlicht sind die beste Medizin gegen den weit verbreiteten Vitamin-D-Mangel bei Vorschulkindern. Auch an Kalzium mangelt es in diesem Alter oft. Bieten Sie daher kalziumreiches Mineralwasser an. Neben Milchprodukten kann auch ein Hirsebrei, gekocht mit einem calciumangereicherten Pflanzendrink sowie Chiasamen und Mandelmus zum Frühstück eine echte Kalziumbombe sein.
Was gehört in die Brotdose für den Kindergarten

Gemeinsam für einen gesunden Start in den Tag – Frühstückstipps für Eltern

Wie sieht es aus, wenn eine Kita beispielsweise keine erste Mahlzeit anbietet, sondern jedes Kind sein eigenes Essen mitbringt? 

Ein guter Tag beginnt mit einem gesunden Frühstück. Damit alle Kinder ausgeglichen in den Kita-Tag starten können, ist der Austausch mit den Eltern besonders wichtig. Kleine Impulse, persönliche Gespräche, anschauliche Aushänge oder sogar ein Elternabend zu dem Thema „Kinderernährung“ helfen, gemeinsam an einem Strang zu ziehen – ganz ohne erhobenen Zeigefinger. So ist im Vorfeld unter anderem zu klären: Wie sollte die mitgebrachte Mahlzeit aussehen? 

Zum Beispiel gehört zu einem gesunden Frühstück: 

  • Vollkornbrot oder Mischbrot mit Käse, Frischkäse oder Nussmusaufstrich (Da Nussallergien zu den häufigsten Allergien zählen, sollten diese nur nach Rücksprache mit der Kita mitgegeben werden.)
  • Selbstgemachte Smoothies aus Früchten, Milch oder Pflanzendrinks 
  • Naturjoghurt mit frischem Obst, kann durch gepufften Amaranth oder gepufften Quinoa gepimpt werden 
  • Haferflocken mit Milch oder Pflanzendrink 
  • Ein gekochtes Ei oder ein paar Nüsse 
  • Und dazu: Wasser oder ungesüßter Tee 

Auch liebevoll vorbereitete Obst- oder Gemüsesticks kommen bei Kindern gut an, besonders mit Hummus oder Quarkdipp.  

Kindergarten, Kindertagesstätte, Freude am Essen, Kinder

So haben Kinder mehr Freude am Tisch

Verschiedene Formen der Beteiligung verbessern den Spaß am Essen erheblich. Laut einer Studie wirken sich das Aufsagen eines Tischspruches bzw. Tischgebetes, die Möglichkeit von Äußerungen der Essenswünsche, die Gestaltung des Essensraumes oder das Tischeindecken und -abräumen nachweislich positiv auf die Essatmosphäre in der Kita aus. 

Gemüsemuffel überzeugen – so gelingt‘s

  • Gemüse als pürierte Soße zu Nudeln, Kartoffeln oder Reis anbieten
  • Bevorzugt rohes Gemüse als Fingerfood anrichten 
  • Liebliche Gemüsesorten bevorzugen: Mais, Karotte, Pastinake oder Kürbis 
  • Kinder lieben Ordnung auf dem Teller: Entscheiden Sie sich lieber für eine Gemüsesorte als mehrere zu mischen 
  • Pürieren Sie Ihren Eintopf zu einem einheitlichen Brei ohne Stückchen 
Bio-Lebensmittel in Kindergärten und Kindertagesstätten

Nicht nur gesund, auch nachhaltig

Seit 2012 setzt die DGE in ihren Qualitätsstandards verstärkt auf den Anteil an Bio-Produkten und regionalen Zutaten. Diese Empfehlungen wurden durch zahlreiche Studien bekräftigt, die gezeigt haben, dass eine gesunde, nachhaltig produzierte Ernährung langfristig positive Auswirkungen auf die Gesundheit von Kindern hat. Inwieweit diese Empfehlungen jedoch mit dem Preis des Essens Hand in Hand gehen, ist eine Frage der Häufigkeit und Planung.

Ob Sie Ihre Lebensmittel bereits nachhaltig auswählen oder inwieweit sich Ihre Lebensmittelabfälle noch weiter reduzieren lassen, können Sie durch die Checkliste „Nachhaltigkeit in der Kita- und Schulverpflegung“ des FZE Rheinland-Pfalz prüfen.  

Unser Rat an alle Verantwortlichen in der Kita

  • Gleichen Sie Ihre Speisepläne mit den Vorgaben der DGE-Checkliste ab.  
  • Überlegen Sie, welche Schritte sie nacheinander umsetzen können, um mögliche Defizite auszugleichen. 
  • Versuchen Sie die Fleisch- und Fischportionen an die Gewichtsvorgaben anzupassen, das geht auch in kleinen Schritten. 
  • Erhöhen Sie nach und nach die Gemüseanteile in Schöpfgerichten. 

Zukünftig wird es darauf ankommen, die entwickelten Empfehlungen und Standards in mehr Kitas zu implementieren. Denn Wissen ist nur hilfreich, wenn es umgesetzt wird. Aus diesem Grund: Nutzen Sie unsere Tipps und Hinweise gern als Impuls – für eine gesundheitsförderliche Ernährung in der Kita, besuchen Sie gern unsere Seminare oder lassen Sie sich von uns beraten. Wir freuen uns, wenn Sie mit uns über das Anfrageformular Kontakt aufnehmen. 

Nadja Seyfried
Über unsere Autoren
Nadja Seyfried

Nadja Seyfried ist Expertin für Ernährung. Sie unterstützt Sie bei der Umsetzung aktueller Qualitätsstandards und beim Ausbau Ihres vegetarischen und veganen Angebots. Zudem ist sie die richtige Ansprechpartnerin für Fragen rund um individuelle Bedürfnisse bei Allergien und Nahrungsmittelintoleranzen. Oder möchten Sie sich zur Sozialverpflegung in Schulen und Kitas beraten lassen? Auch dann sind Sie bei der Expertin an der richtigen Stelle.