Neue Werte an Tisch 3

1. Zeigen Sie Haltung 

Beurteilen Sie das Werte-Versprechen Ihres Betriebs neu: Wofür möchten Sie zukünftig stehen? Welche (neuen) Werte der Gäste können Sie am besten ansprechen? Kommunizieren Sie die Werte Ihres Betriebs klar und deutlich. Sie haben eine effektive Zero-Waste-Strategie entwickelt oder den ersten Schritt in diese Richtung gemacht? Nutzen Sie alle Ihnen zur Verfügung stehenden Kanäle, damit Ihre Gäste Wind davon bekommen! Schriftzüge an Wänden, in Speisekarten, auf Tischaufstellern, Postkarten, Quittungen, Untersetzern und Platzkarten oder per Social Media – Sie haben viele Möglichkeiten! Wie das aussehen kann? Tischen Sie Ihren Gästen nachhaltige Geschichten auf und nehmen Sie sie mit auf eine regionale Reise! Berichten Sie z. B. von Mensch und Hof, die hinter Ihren Gerichten stehen. So beeinflussen Sie die unterbewusste Wahrnehmung Ihrer Gäste: Ein Lokal, das um die Ecke einkauft, betreibt sicher auch weitere nachhaltige Maßnahmen.  
 

2. Konzentrieren Sie sich auf ein kleineres Angebot 

Im „Food Report 2022“ beschreibt Ernährungswissenschaftlerin und Foodtrend-Forscherin Hanni Rützler, wie sich alte Werte hin zu einem neuen, ganzheitlicheren Werteparadigma entwickeln. Von „schneller, billiger, mehr“ bewegten wir uns hin zu einem „bewussteren, ausgewogeneren, nachhaltigeren“ Werteschema, in dem Quantität eine geringere Rolle spiele. Für Ihre Karte bedeutet das: Weniger ist manchmal mehr. Begeistern Sie Ihre Gäste mit einer kleinen Speisenauswahl und beweisen Sie, dass Sie verstanden haben, was den Gästen wichtig ist: Genuss und Genügsamkeit gleichermaßen!    
(Foto: Nicole Heiling)

3. Gehen Sie mit den Gästen nach Hause 

Keine Sorge, das meinen wir nicht wortwörtlich! Doch wenn die neugewonnene Freizeit die Lust geweckt hat, Sauerkraut selbst einzulegen oder Marmeladen zuzubereiten – warum sollten die Gäste dann nicht auch ihre Lieblingsspeisen aus Ihrem Betrieb selber machen wollen? Das Do-it-yourself-Prinzip (DIY) erlebt derzeit ganz besonders in der Küche eine regelrechte Renaissance. Kein Wunder: Wer den halben Tag alleine im Home-Office sitzt, findet in einer handwerklichen Tätigkeit eine willkommene Abwechslung. Und diese positive Erfahrung bleibt! Das bedeutet für Sie: Bieten Sie über die Krise hinaus Meal-Kits zum Selbstkochen Ihrer Speisen an, um auch dort Einzug zu erhalten, wo sich Ihre Gäste kreativ austoben – zu Hause.
 

4. Bieten Sie Regionales an 

Miet-Äcker oder Öko-Kisten-Abonnements – eine Tendenz zu regionalen Lebensmitteln gab es schon vor der Pandemie. Dieser Trend hat sich jetzt deutlich beschleunigt. Prof. Dr. Achim Spiller von der Universität Göttingen untersuchte im April 2020 anhand einer Verbraucherbefragung, wie sich die Ernährung verändert hat: Die Befragten haben mehr auf länger haltbare und regionale Lebensmittel geachtet. Der Trend zur regionalen Versorgung hat sich in der Folgebefragung im Juni sogar nochmals verstärkt. Der Zusammenhang liegt auf der Hand: Das Virus hat uns unsere eigene Verletzbarkeit vor Augen geführt. Vertrauen in das, was wir zu uns nehmen, setzen wir jetzt mehr denn je in Lebensmittel, deren Herkunft wir kennen. Geben Sie Ihren Gästen also ein gutes Gefühl, indem Sie vor allem eines schaffen: Vertrauen. Woher stammen Ihre Zutaten? Lassen Sie es Ihre Gäste wissen!
 

5. Schätzen Sie Reste wert 

Im „Food Report 2022“ verweist Hanni Rützler auf einen Bericht des WWF und der NGO WRAP aus dem Jahr 2020, in dem es heißt, dass alleine in der EU ein Fünftel aller produzierten Nahrungsmittel weggeschmissen werden. Eine Studie der Organisation WRAP zeigt jedoch auch: Die Verschwendung von Grundnahrungsmitteln ist während der Pandemie um ein Drittel gesunken, denn es wurde weniger außer Haus gegessen, Konsumenten verbrauchten, was noch im Haus war. Was wir erwarten können: Das Thema Nahrungsmittelverschwendung rückt dadurch auch langfristig stärker in ihren Fokus. Um eine Antwort auf diesen Trend zu liefern, könnten Sie in Ihrem Betrieb zum Beispiel Reste-Menüs anbieten! Zeigen Sie Ihren Gästen damit Ihr Umweltbewusstsein und Ihre Kreativität. 
 

6. Stillen Sie den Hunger auf Neues 

Überraschen Sie Ihre Gäste mit neuen Produkten und versetzen Sie sich dafür in ihre Lage: Womit tun Sie ihnen nach der langen Zeit des Lockdowns etwas Gutes? Bieten Sie zum Beispiel Familienmenüs zum Abholen an, könnte das bei Eltern, die in den letzten Monaten mehrmals täglich gekocht haben, reinste Begeisterung auslösen. Viele sind besonders jetzt in Experimentierlaune. Statt des „Üblichen“ bestellen sie gerne außergewöhnliche Gerichte und Getränke. Bedenken Sie dies bei der Zusammenstellung Ihrer Karte.  
 

7. Sprechen Sie mit Ihrem Personal 

Menschen vertrauen Menschen, denen sie glauben. Große Unternehmen haben das längst begriffen und setzen sogenannte Corporate-Influencer-Programme auf, in denen sie ihre Mitarbeiter zu Markenbotschaftern ausbilden. Der nachhaltigste Einkauf und die ressourcenschonendste Zubereitung werden nur dann beim Gast Eindruck hinterlassen, wenn auch Ihre Mitarbeiter hinter Ihren Werten stehen. Nachhaltige Mitarbeiterführung beginnt also damit, die eigene Belegschaft zu Vorbildern zu machen. Wie wäre es mit einem kleinen Workshop, in dem Sie mit Ihrer Mannschaft über ihre eigenen Werte hinsichtlich ihrer Ernährung sprechen? So machen Sie sie zu authentischen Wertevermittlern.