Ziemlich beste Ideen
Respekt in der Küche, vor unserem Planeten und unserem Essen: Beim Marketing.Award der Gemeinschaftsgastronomie lagen jede Menge wichtige Innovationen auf dem Tisch. Das sind die Sieger …
Der Marketing.Award der Gemeinschaftsgastronomie ist wieder vergeben – und der große Sieger in diesem Jahr sind nicht einzelne Unternehmen, sondern wir alle. Denn noch nie stand die Gemeinschaftsgastronomie so sehr im Blickpunkt der Öffentlichkeit und der Politik. Ihre Aufgabenstellung: mit modernen Angeboten eine positive Resonanz zu erzeugen und das Ernährungsverhalten in breiten Kreisen der Gesellschaft nachhaltig zu verändern. Wie das gelingt, zeigte sich bei nahezu allen Bewerbungen um den Marketing. Award. Umwelt- und Klimaschutz mit Messer und Gabel, aber auch Konzepte für mehr soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit sind bei den GV Praxis Trendtagen in Mainz vor mehreren hundert Entscheidern aus der Branche vorgestellt worden. Eins wurde dabei deutlich: Auf ganz viele offene Fragen unserer Zeit haben Caterer und Betriebsrestaurants schon Antworten gefunden. Geradezu perfekt wurde der Leitsatz der diesjährigen Ausschreibung umgesetzt: „Impulse für eine bessere Zukunft“. Was für ein großartiges Innovationspotenzial doch in dieser Branche steckte, lobte denn auch Prof. Dr. Torsten Olderog, der Sprecher der Jury. 15 sehr gute Bewerbungen waren dieses Jahr eingegangen – und im Grunde hätten alle ausgezeichnet werden können. Olderog: „Es war wirklich schwierig für die Jury, denn die Konzepte waren durch die Bank gut bis sehr gut – aber teilweise gar nicht vergleichbar.“
Eine Frage des Respekts
Daher gibt es in diesem Jahr auch erstmals einen Sonderpreis – und den sicherte sich mit der Compass Group der mit rund 500 000 Beschäftigten weltgrößte Caterer. Compass fokussierte sich in seiner Kampagne jedoch nicht etwa auf ein Produkt oder ein neues Angebot – sondern auf Respekt. Weil es noch immer Küchen gibt, in denen nicht respektvoll miteinander gesprochen wird, und weil es noch immer Grenzüberschreitungen gibt, hat Compass eine Awareness-Kampagne gestartet, von der sich die Jury voll und ganz überzeugen ließ. „Das Thema Respekt hilft der ganzen Branche. Wenn wir es schaffen, dass nirgends mehr gemobbt, geschimpft, bedrängt oder weggeschaut wird, ist das ein wichtiger Schritt gegen den noch immer grassierenden Arbeitskräftemangel“, so Jury-Mitglied Uwe Kranepuhl von CHEFS CULINAR.
Größte Freude über sein Abschneiden beim Marketing.Award dürfte auch Dussmanns Christian Hamerle empfunden haben. Die Planet-Based-Kampagne „Iss besser für Dich! Iss besser für den Planeten“ aus dem Food Innovation Lab setzte sich am Ende hauchdünn gegen die Sodexo Services GmbH aus Rüsselsheim durch. „Plant Based by Sodexo – die Zukunft ist grün“ landete mit nur einem Punkt weniger auf Platz zwei. Dahinter kam ein eher kleines Unternehmen, das bewies, dass bei diesem Award eben nicht nur die Branchenriesen auf dem Treppchen stehen, sondern auch Familienunternehmen Chancen haben – vor allem, wenn sie so gute Ideen haben, wie das bei Ratatouille, der feinen Kinderküche in Oldenburg, der Fall ist. Deren Thema: Mit Dialog und Freude für mehr Nachhaltigkeit.
Viele spannende Ideen
Spannend aber auch, wer auf den Plätzen vier bis zehn folgte – und mit welch interessanten Ideen. Das Studierendenwerk Berlin verfehlte mit seiner Japan-Mensa-Shokudo nur knapp das Treppchen, direkt dahinter reihte sich das Studierendenwerk Karlsruhe ein, wo man offenbar rund um die Uhr forscht, weswegen man eine Rund-um-die-Uhr- Mensa entwickelt hat. Den sechsten Platz sicherte sich Vivantes mit seinen Lieblingsgerichten, der siebte Rang ging an Aramark für deren autonomes Shopsystem, dahinter landete das S-Chefs Culinary System sowie Eatucation von Genuss und Harmonie. Alles gute Ideen und spannende Konzepte – aber was die Jury schon beeindruckte, waren Professionalität und Drive, mit denen Dussmann, Sodexo und Ratatouille glänzten. Gerade bei Dussmann merkte man, dass planetare Ernährung nicht nur ein Differenzierungsmerkmal im Wettbewerb ist, sondern gelebte Haltung mit viel Herzblut. Wer mehr darüber erfahren möchte: Das Thema gab’s schon am Tisch für Drei, dem Podcast von CHEFS CULINAR, wo Christian Hamerle im Herbst am Mikrofon saß.