7 Trends für die Hotellerie
Was bringt 2019 der Hotel-Branche?
Wo wird es für die Hotellerie in 2019 hingehen? Welche Konzepte setzen sich immer mehr durch, was ist eher auf dem absteigenden Ast? Natürlich sind Prognosen für die Zukunft immer schwierig, aber wir haben es trotzdem versucht.
1: Der Goldrausch ist langsam vorbei
In den vergangenen 5 Jahren erlebte Deutschland einen regelrechten Hotel-Aufschwung – es gab immer mehr Häuser mit immer mehr Betten. Der durchschnittliche Zimmer-Ertrag stieg von 52 Euro in 2012 auf aktuell 65 Euro. Jetzt aber scheint das Ende der Fahnenstange erreicht, zumindest in Großstädten. Beispiel Berlin: Von 1990 bis heute stieg die Zahl der Hotelbetten um 380 % auf aktuell 143.000. Zum Vergleich: New York hat für 58 Millionen Besucher im Jahr insgesamt 110.000 Hotelbetten, Berlin für 31 Millionen Gäste ebenfalls nur 110.000 Übernachtungsmöglichkeiten.
Dennoch sind in Berlin 30 Hotels in Bau oder Planung, dazu 6 weitere rund um den Flughafen BER. Damit käme die Hauptstadt in Kürze auf 160.000 Betten. Die Auslastung dagegen ist auf 60 % gesunken.
2: Mehr offline, statt nur hipper Konzepte
Persönlicher Kontakt statt Eincheck-Automaten, heimeliges Wohlfühl-Ambiente statt einer nur extravaganten Einrichtung: Wenn der Goldrausch in absehbarer Zeit vorbei ist, wird sich das Rad teilweise auch wieder zurückdrehen, glaubt CHEFS CULINAR Hotel-Experte Matthias Rilling. "So manche hippen Konzepte und Design-Objekte ohne echte Message werden wieder durch dienstleistungsorientierte Offline-Betriebe abgelöst." Warum? Weil in einer zunehmend digitalisierten Welt derzeit auch in anderen Bereichen die Sehnsucht nach direktem, persönlichen Kontakt wieder zugenommen hat. "Dafür gibt es bereits einen Markt und der wird weiter wachsen", meint Rilling. Auch auf die kulinarische Versorgung wird in diesen Häusern wieder zunehmend Wert gelegt. Qualität statt Einheitsbrei, gerade am Frühstücksbuffet – auch ein Weg, um sich von Mitbewerbern zu unterscheiden.
3: Discounting verändert Küche & Service
Auf dem Gang steht ein Getränke-Automat, in der Lobby ein Pizza-2-go-Schrank und zur Not findet sich auch noch irgendwo die Nummer vom Lieferdienst: Hotels ohne F&B-Konzept werden salonfähig. Die Idee: Wenn es eh nicht mehr genügend Köche gibt, wenn die Gäste vor der Tür eh schon ein breit gefächertes gastronomisches Angebot haben – warum dann noch den Aufwand für eine Hotelküche fahren? Kann man das Geld dafür nicht gewinnbringender anlegen?
Die McDreams-Hotels mit 6 Standorten in Deutschland setzen eine solche Minimax-Strategie bereits um. Schon für unter 30 Euro je Nacht gibt es in Wuppertal oder Essen ein Zimmer mit Boxspringbett, Flachbildfernseher, kostenfreiem WLAN, 24-Stunden-Check-in und freundlichem Verweis auf die Gastronomie in der Nachbarschaft.
4: Nice to meet you and welcome to Germany!
Ob Mallorca oder Südosteuropa, Thailand oder Dubai: "Wir sprechen deutsch", gehört weltweit in vielen Übernachtungsbetrieben zum guten Ton und ist ein wichtiger Alleinstellungsfaktor im Wettbewerb um deutsche Urlauber. Zwischen Füssen und Flensburg ist Deutsch natürlich sowieso gesetzt – aber bleibt das auch so? Hochautomatisierte Business-Hotels und Boarding-Häuser benötigen in Zukunft vermutlich kein Personal mehr mit guten Deutschkenntnissen. Treiber dieser Entwicklung sind elektronische Check-in-Systeme, No-Service-Konzepte, der anhaltende Personalmangel und die steigende Zahl ausländischer Gäste in Deutschland: Von 2008 bis 2018 ist die Zahl der Übernachtungsgäste aus dem Ausland von 56 auf 83 Millionen gestiegen.
5: Auf der Suche nach menschenleeren Orten
Die Grenzen des Reisens werden immer mehr hinausgeschoben, wenn man bedenkt, dass die NASA 2019 mit dem Bau ihrer Lunar Space Station beginnt, die schon 2022 an den Start gehen soll. Paradoxerweise gibt es gleichzeitig den Trend, der Reisende wieder dazu treibt, näher von zu Hause Ferien zu machen – Umwelt- und Preisüberlegungen spielen dabei eine große Rolle. Es gibt aber auch auf der Erde Platz für ungewöhnliche Erlebnisse: im Baumhaus schlafen, unterm Sternenhimmel, unter Wasser oder im umgebauten Gefängnis. Das Angebot an außergewöhnlichen Übernachtungsmöglichkeiten an üblicherweise unwirtlichen oder menschenleeren Orten wird weiter zunehmen.
6: Mit gutem Gewissen um die ganze Welt
Basierend auf 163 Millionen Gästebewertungen hat Booking.com 8 Reisetrends identifiziert. Besonders wichtig für Hoteliers: Umweltthemen gewinnen 2019 weiter an Bedeutung. Hotels und Kreuzfahrtgesellschaften tragen dem Rechnung, indem immer öfter auf Einwegplastik verzichtet wird. Die Bereitschaft von Reisenden wächst, an Aktivitäten teilzunehmen, um den Umwelt-Impact ihrer Reise einzudämmen. Es darf erwartet werden, dass künftig mehr auf Nachhaltigkeitsreisen spezialisierte Start-ups entstehen. Überlegungen zu Menschenrechten, Gleichstellung, Arbeitsbedingungen und weitere soziale Themen finden ebenfalls immer mehr Eingang in Entscheidungsprozesse. Noch zähle bei der großen Mehrheit der Preis – doch Vorbehalte gegenüber Ländern mit schlechtem Zeugnis hinsichtlich sozialer Themen nehmen zu.
7: Jedem Tierchen sein Pläsierchen
Kinder sind entweder herzlich willkommen oder nicht wirklich erwünscht. Diese Positionierung hat 2018 immer wieder medial für Empörung gesorgt. Fakt aber ist: Wo eine Nachfrage ist, lässt das Angebot nicht lange auf sich warten. Spezialisierte Hotels, die konsequent eine Zielgruppe ansprechen, sind jedenfalls im Kommen. Und es gibt natürlich auch die voll auf Familien setzenden Spezialisten wie die Familotel-Kooperation und die Häuser von Jufa. Ähnliches gilt auch für Bio-Hotels, die sich mittlerweile über zertifizierte Online-Portale finden und buchen lassen. Selbstredend stammt da nicht nur das Bio-Frühstücksei aus nachhaltiger und fairer Herstellung, sondern eben auch Bettzeug und Shampoo. Auch haustierfreundliche Unterkünfte werden vermehrt gezielt gesucht – und gefunden. Und hier darf auch der Vierbeiner mit ins Gourmet-Restaurant.