Spotlight auf's Essen
Erfolgreiche Zusammenarbeit von Gastronomie und Food-Fotografie
Bilder sind im Marketing fast unverzichtbar. Das gilt auch für die Gastro. Speisen und Mix-Getränke können noch so genussvoll klingen, ein ästhetisches Food-Foto spricht die Sinne viel mehr an – und ist sprachübergreifend verständlich. Professionell in Szene gesetzt werden Gerichte von Food-Fotograf:innen. So auch von Christoph Wojtyczka – seit über zwölf Jahren externer Food-Fotograf für den Rezeptservice von CHEFS CULINAR. Er gewährt uns Einblicke in die Zusammenarbeit von Gastronomie und Food-Fotografie und teilt mit uns Tipps, wie man mit Fotos Appetit anregt.
Food-Fotografie – die Kunst, Bildern Geschmack zu verleihen
Website, Speisekarte, Plakat oder Soziale Medien – Fotos von Speisen und Getränken kommen in den verschiedensten Medien zum Einsatz. Mal eben schnell ein paar Fotos von den Gerichten schießen – so einfach geht es nicht immer, wenn man hochwertige Ergebnisse erwartet. „Es braucht vor allem im Vorfeld eine durchdachte Organisation, eine individuelle Beleuchtung und stets den richtigen Blick fürs Detail“, weiß Wojtyczka. Wer das Shooting daher nicht selbst in die Hand nehmen möchte, engagiert einen Food-Fotografen bzw. eine Food-Fotografin. Dessen Hauptaufgabe: „Die Lebensmittel so darzustellen, dass den Gästen beim Anblick des Bildes das Wasser im Mund zusammenläuft“. Bis es so weit kommt, ist einiges zu planen und zu beachten.
Sie wollen für Ihre Sozialen Medien selbst Essensfotos schießen? Dann könnten Ihnen die Tipps im Artikel Essen perfekt in Szene setzen dabei helfen, Bilder mit wenig Equipment zu erstellen.
Vorbereitung ist alles: Fotoshooting planen
Ob Stimmungsbilder oder konkrete Darstellungen aller Komponenten, ob ein Hochkantformat für ein Imbissplakat oder ein Zoom-Shot für Instagram, ob nur ein paar Gerichte oder die gesamte Speisekarte – „Vor dem Shooting-Termin sollten die Auftraggeber eine genaue Vorstellung davon haben, welche Art von Bildern für welches Medium, in welchem Format und in welchem Umfang sie haben möchten“, so Wojtyczka. Bei Fotos für eine Website ist es ratsam, zuerst die Website erstellen zu lassen. Denn dann weiß man erst, welche Bildformate benötigt werden. Beispielbilder aus dem Internet helfen zudem dabei, die eigenen Stil-Vorstellungen zu konkretisieren.
Auch die Umstände des Shootings sind für einen reibungslosen Ablauf im Vorfeld zu klären: Kann es im laufenden Geschäftsbetrieb oder nur zu Schließzeiten stattfinden, gibt es einen separaten Raum oder kann eine Ecke im Gastraum genutzt werden? Bildhintergrund und -untergrund sind ebenso im Voraus zu besprechen wie die Wahl von Besteck, Geschirr, Servietten und Deko. Wer das spezifische Anrichten von Speisen für den Foto-Shoot lieber aus der Hand geben möchte, kann zudem Food-Stylist:innen mit ins Boot holen.
Profi-Tipps für das Erstellen appetitanregender Food-Fotos
Die letzten Schritte vor dem Shoot
- Auf dem Foto sollten genau die Komponenten zu sehen sein, die letztendlich auch auf dem Teller liegen, wenn das Essen vor den Gästen steht. „Andernfalls könnte der Gast enttäuscht sein. Damit das nicht passiert, kann eine Strichliste erstellt werden, auf der alle wichtigen Bestandteile aufgeführt sind und abgehakt werden“, rät Wojtyczka. Fällt einem erst im Nachhinein auf, dass bestimmte Komponenten fehlen, ist das mit viel Aufwand verbunden.
- Zudem empfiehlt der Experte, Zutaten, die auf dem Teller im Fokus stehen, doppelt zu kaufen. Der Grund: Beispielsweise könnte sich ein Fleischstück, das man aufgeschnitten präsentieren möchte, als sehnig entpuppen. So kann man es unkompliziert durch ein anderes ersetzen.
Das Setting
- Wenn im Gastraum Tische mit schönen Oberflächen stehen oder der Betrieb über Gastronomiezubehör, wie Geschirr, Besteck oder Servietten mit Unternehmenslogo verfügt, sollte das bestenfalls auch auf dem Foto zu sehen sein. „Das erhöht den Wiedererkennungswert und besitzt einen Branding-Effekt. Die Fotos heben sich somit von Stockfotos ab und wirken authentischer“, weiß Wojtyczka. Wollen Sie Ihre Nonfood-Artikel individuell veredeln? Unsere Mitarbeiter der Großküchentechnik beraten Sie gern.
- Das Geschirr sollte erst auf Basis der geplanten Gerichte gewählt werden. So können Form und Farbe von Teller und Co. besser abgestimmt werden.
Zeitlicher Ablauf
- Wenn bei einem Shooting mehrere Gerichte fotografiert werden, ist unbedingt darauf zu achten, dass nicht alle gleichzeitig gekocht werden. „Die Fotos können nur nacheinander gemacht werden und das Essen sollte im frischen, warmen Zustand fotografiert werden“, so der Experte. Das hat einen guten Grund: Kaltes, lang stehengelassenes Essen wird farblich blass, fällt in sich zusammen und sieht mit der Zeit einfach nicht mehr appetitlich aus. Besonders ist auch auf die Frische von Gemüse, Obst und Kräutern zu achten. „Die Betrachtenden von Fotos haben viel Zeit, sich diese ganz genau anzuschauen. Daher müssen die Komponenten eine satte Farbe haben und richtig frisch und knackig aussehen“, so der Food-Fotograf.
- Während des gesamten Shootings ist unbedingt zu empfehlen, dass der Koch bzw. die Köchin und gegebenenfalls der Food-Stylist bzw. die Food-Stylistin anwesend sind. Die Zusammenarbeit ist wichtig, da so Abstimmungen getroffen und jederzeit Anpassungen vorgenommen werden können.
Telleraufbau
- Mit einem konkreten Regelwerk zum Anrichten der Teller kommt man nicht weit. „Jedes Essen benötigt einen individuellen Aufbau“, so Wojtyczka. Eines ist ihm zufolge jedoch immer zu beachten: Der Hauptdarsteller des Gerichts sollte auch den Fokus auf dem Teller bilden und die gleichmäßige Ordnung im Bildaufbau aufbrechen. „Dadurch erhält das Auge einen Fixierpunkt, wird auf das Wesentliche geleitet und nicht überfordert.
- In der Regel steht nur eine Seite im Bildfokus. Wichtig ist, dass diese perfekt aussieht und so angerichtet ist, dass man alle Komponenten gut erkennen kann.
Licht
- Jedes Gericht benötigt individuelle Lichteinstellungen. Licht von vorn ist jedoch keinesfalls zu empfehlen. „Üblich ist Licht von der Seite oder von hinten. Durch diese Lichteinstellung wird dem Essen Leben eingehaucht, die Farbe von Rotwein oder die Strukturen von Salatblättern kommen viel mehr heraus und zum Beispiel Kräutern werden dadurch spannende Lichtreflexe verliehen“, so Wojtyczka.
- Allgemein ist eine hochwertige Lichtquelle wichtig. Andernfalls kann die Farbskala des Essens nicht adäquat wiedergegeben werden, sodass das Essen weniger frisch und farbenintensiv – und somit weniger appetitanregend – wirkt.
Kameraeinstellungen
- Üblich sind Kameraeinstellungen seitlich von vorn oder oben. Auch die Obersicht, also die Vogelperspektive, ist nicht selten. Generell gilt: die Wahl der Perspektive steht in engem Zusammenhang mit dem Anrichten der Komponenten auf dem Teller.
- Neben der Perspektive kann man auch bei den Schärfeeinstellungen variieren. Wojtyczkas Tipp: „Bei Stimmungsbildern eignet sich das Spiel mit Schärfe und Unschärfe: Zum Beispiel kann der Hauptdarsteller auf dem Teller scharf im Fokus stehen, während Zutaten im Rohzustand unscharf den Hintergrund verzieren“.
Übrigens: das ästhetische Anrichten von Speisen ist nicht nur für Ihren Foto-Shoot wesentlich. Für die Sozialen Medien halten Gäste ihre Bestellungen gern fest, bevor sie die Gerichte überhaupt antasten. Das Auge isst in Form von Followern also eindeutig mit. Mit schönen Bildern auf Ihrer Website, Speisekarte und Co. zeigen Sie, wie „instagrammable“ Ihre Speisen und Getränke sind – locken damit mehr Gäste an und können sogar von diesem kostenfreien Marketing profitieren.