Kleines Obstler-Einmaleins
Obstbrand hat sein staubiges Image abgelegt und ist jetzt in!
Verstaubte Kneipen und greise Männer – das war lange Zeit das gängige Image des Obstlers. Bis jetzt! Obstbrände liegen mittlerweile, ähnlich wie der Gin, voll im Trend. Ein gutes Gläschen als Digestif schließt ein Menü perfekt ab, verfeinert aber auch Desserts oder Cocktails. Höchste Zeit also, mit herumgeisternden Mythen rund um den Obstler aufzuräumen!
"Obstbrände werden aus billigen Früchten gemacht"
Nein. Es kann nur ein guter Obstbrand entstehen, wenn man gute Zutaten verwendet. Das Äußere einer Frucht ist tatsächlich nicht so wichtig, die inneren Werte zählen dafür umso mehr: Fruchtzuckergehalt und die Brenneigenschaften der Früchte müssen stimmen, um einen schmackhaften Obstler zu kreieren.
"Obstbrand brennt im Abgang"
Das muss ja so sein, glauben viele, aber das stimmt nicht. Ein Obstbrand sollte nicht brennen oder scharf schmecken, denn dann ist bei der Destillation etwas schief gelaufen. Ein guter Obstler hat eine milde Fruchtigkeit und wärmt angenehm.
"Einen Unterschied zwischen Obstbrand, Obstwasser und Obstgeist gibt es nicht"
Oh doch, es gibt kleine, aber feine Unterschiede: Zwar wird in jedem Fall destilliert, entscheidend ist aber, woraus das Destillat gewonnen wird. Für einen Obstbrand oder ein -wasser werden die Früchte eingemaischt und 2-fach destilliert. Man erhält dann einen Brand, wenn Kernobst wie Birnen oder Äpfel verwendet wird. Bei Steinobst-Früchten wie Kirschen oder Aprikosen spricht man am Ende von Obstwasser. Zuckerarme Früchte wie z. B. Himbeeren werden nicht eingemaischt, sondern mehrere Tage in Alkohol eingelegt. Sie geben nach und nach ihre Aromen an diesen ab – ihren Geist also. Zum Schluss wird der alkoholische Aufsatz destilliert.
"Obstbrände trinkt man eiskalt"
Kühl ist besser: Die ideale Trinktemperatur liegt zwischen 15 und 18 °C. Obstbrände lassen sich also optimal im Weinklimaschrank lagern.
"Obstbrände sind nur etwas für die ältere Generation"
Längst nicht mehr! Neben den Klassikern wie Kirschwasser oder Williams-Christ-Birne haben Hersteller ihr Sortiment um zahlreiche köstliche Varianten erweitert. Unterschiedliche Früchte, verschiedene Lagerungen in Fässern und andere neue Verfahren bringen tolle Produkte hervor. So haben viele moderne Barkeeper am Obstler Geschmack gefunden und verwenden ihn auch gerne in Obstbrand-Cocktails wie Birnen-Fizz oder Quitte-Sour.
"Obstbrand trinkt man nach dem Essen"
Natürlich rundet ein feiner Obstbrand ein Essen perfekt ab – aber haben Sie mal versucht, ein Menü mit Obstbränden zu begleiten? So können Sie die Gedanken, die Sie sich beim Zusammenstellen der Speisen gemacht haben, auch im Glas fortsetzen. Gerade Edelbrände bieten dafür ein besonders breites Spektrum an Aromen.