Demenz – eine der großen Herausforderungen unserer Zeit

So verbessern Sie die Verpflegungssituation

dummy Eine Demenz schränkt die erkrankte Person extrem ein

Durch eine Demenz wird alles anders. Sie verändert den kranken Menschen in seinem Verhalten und das Umfeld, so müssen sich z. B. die Betreuer an das veränderte Verhalten anpassen und nicht umgekehrt.

Unter einer Demenz versteht man ein Muster von verschiedenen Symptomen. Hauptmerkmal ist die Verschlechterung von kognitiven Fähigkeiten. Aber Demenz ist keine reine Gedächtnisstörung. Häufig kommen Beeinträchtigungen der Aufmerksamkeit, der Sprache, der Auffassungsgabe, des Denkvermögens und des Orientierungssinns hinzu. Bei einem Menschen mit Demenz bleiben die Gefühle erhalten, aber er verliert oft die Kontrolle über seine emotionalen Äußerungen.

Wie kann man im Verpflegungsalltag diesen Menschen begegnen?

Im neuen DNQP Expertenstandard „Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz“ stehen nicht die Defizite der Menschen mit Demenz im Vordergrund, sondern deren Bedürfnisse und Lebensqualität. Als zentrales Bedürfnis wird die Beziehung in den Mittelpunkt gerückt. Nicht das WAS (ist zu tun) ist ausschlaggebend, sondern das WIE (begleite ich den Menschen mit Demenz). Grundvoraussetzung für die Arbeit mit Menschen mit Demenz ist die Fähigkeit eine Beziehung zu ihm aufnehmen zu wollen und ihn in seinem „Anderssein“ anzunehmen, seine subjektive Realität anzuerkennen und sich darauf einzulassen. Dazu gehören Zugewandtheit, Aufmerksamkeit, Beachtung der Individualität, Anerkennung, und die Präsenz.

Beim Essen und Trinken ist die Förderung der Sinneswahrnehmung wichtig Beim Essen und Trinken ist die Förderung der Sinneswahrnehmung wichtig

Was bedeutet das für die Verpflegungssituation?

Standard – Speisenangebote für die verschiedenen Mahlzeiten am Tag gehen an den Bedürfnissen der dementen Menschen vorbei. Die Zielvorstellung lautet eher: „Gelingender Alltag“ mit Respekt vor fremden Lebensentwürfen und deren Akzeptanz. Jeder Mensch mit Demenz verhält sich anders, hat andere Bedürfnisse, so wird eine Standardisierung der Arbeitsabläufe im Verpflegungsalltag deutlich erschwert.

Was heißt das konkret?

Die Stimulation der Sinne ist das A und O. Wenn es um Essen und Trinken geht, dann geht es um Geschmack, Duft, Genuss und das Erinnern an tief verinnerlichte Momente im eigenen Leben. Die Förderung der Sinneswahrnehmung ist ein Beispiel für eine beziehungsfördernde Maßnahme (gemäß Expertenstandard). Gemeinsam werden Speisen und Getränke mit den Augen, der Nase und dem Mund erkundet und erfasst. Manchmal hilft auch das Greifen und Ertasten mit der Hand, um etwas wiederzuerkennen. Hier hilft die individuell erstellte Senso-Biographie des Bewohners.

Was ist das Besondere einer Senso-Biographie?

Sie erschließt die sinnlichen Gewohnheiten des Menschen, die sich im Laufe seines Lebens entfaltet haben. Gelebte Rituale sind damit eng verbunden. Sie rufen häufig (positive) Erinnerungen hervor und bauen Vertrauen auf und sie bestätigen jedes Mal aufs Neue das Gefühl von Sicherheit. Diese Gewohnheiten prägen unser spezifisches Körpergedächtnis, welches auch bei fortgeschrittener Demenz weitgehend erhalten bleibt. Die Mitarbeiter der Hauswirtschaft, Küche und Betreuung bekommen somit einen besonderen Zugang zu der Lebenswelt der Menschen mit Demenz.

Vertraute Gerüche wecken Erinnerungen Vertraute Gerüche wecken Erinnerungen

Riechen Sie mal!

Ohne die Waffel "vor der Nase zu haben" können Sie den Duft der frisch gebackenen Waffeln im Gedächtnis abrufen, auch bei Demenz.

Bei der Umsetzung des Expertenstandards „Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz“ im Rahmen der Hauswirtschaft/Küche kann die Beantwortung der folgenden Fragen eine Anleitung sein:

  • Was bedeutet der Personzentrierte Ansatz für die Mitarbeiter im Hauswirtschafts-/Verpflegungsbereich und wie kommen wir dahin? 
  • Wie verändern sich die Bedürfnisse der Menschen mit Demenz und welche Fragen müssen wir im Rahmen einer Senso-Biographie stellen?
  • Wie können wir gemeinsam mit den Kollegen aus Pflege und Betreuung beziehungsfördernde Angebote entwickeln?

Wenn Sie zu diesem Thema Unterstützung suchen sprechen Sie uns an.

Iris Lindemann
Über unsere Autoren
Iris Lindemann

Iris Lindemann ist Beraterin mit Herz und Seele. Schon seit 25 Jahren gehört sie zur CHEFS CULINAR Akademie und kennt sich bestens im Gebiet der Ernährung für Senioren und der Organisation in Pflegeheimen aus. Darüber hinaus gibt sie ihr Wissen in den Bereichen Kita- und Schulverpflegung, Allergien, Intoleranzen und Allergenmanagement weiter.