Früher galt die Topinambur als Grundnahrungsmittel, heute ist sie etwas in Vergessenheit geraten. Schade, denn die Knolle mit dem exotisch klingenden Namen hat eine ganze Menge zu bieten!
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Geschichte
Ursprünglich kommt Topinambur aus Nordamerika – die Indianer dort nutzten sie als Lebensmittel, verfütterten sie aber auch an ihre Tiere. Seefahrer brachten die Knolle im 17. Jahrhundert nach Frankreich und benannten sie nach dem brasilianischen Indianerstamm Tupinambá. Ihr artischockenähnlicher Geschmack machte sie bald nicht nur bei den Franzosen zur Delikatesse: Noch im 30-jährigen Krieg war die „Kartüffel“, wie man Topinambur damals nannte, in Deutschland weit verbreitet und galt als Grundnahrungsmittel. Erst Mitte des 18. Jahrhunderts wurde sie von der Kartoffel verdrängt. Ein kurzes Comeback erlebte sie in der Hungerzeit nach dem Zweiten Weltkrieg, dann verschwand sie wieder zum größten Teil aus deutschen Küchen.
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Herkunft
Heute wird die Topinambur-Pflanze zwar auf fast allen Kontinenten angebaut – allen voran Nordamerika, Australien und Asien –, in Europa hat sie ihre Popularität aber längst verloren. In Südfrankreich und den Niederlanden findet man heute einige Anbaugebiete, in Deutschland hat die Knolle nur noch regionale Bedeutung – es gibt sie in Niedersachsen, Brandenburg und Baden.
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Saison
Topinambur wird von Oktober bis März/April geerntet und in Bioläden sowie auf Wochenmärkten verkauft.
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Familie & Arten
Helianthus tuberosus, so der wissenschaftliche Name der Topinambur, gehört zur Familie der Korbblütler und zählt zur selben Gattung wie die Sonnenblume. Es gibt eine Vielzahl verschiedener Topinambur-Sorten mit unterschiedlichen Zuchtzielen, manche sind als Lebensmittel, andere zur Schnapsherstellung gedacht. Allerdings werden einige Sorten für den Verzehr besonders empfohlen, wie bei uns z. B. die „Gute Gelbe“ oder die „Bianka“.
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Merkmale
Die mehrjährige, krautige Pflanze mit eiförmigen, 7–10 cm breiten und 10–25 cm langen Blättern kann bis zu 3 m hoch werden. Die Blüten leuchten in kräftigem Gelb – ähnlich wie die der Sonnenblume. Die kleinen bis mittelgroßen Knollen der Topinambur wachsen unterirdisch und dienen der Pflanze zum Überwintern; sie sehen je nach Sorte mal spindel-, mal birnen- oder apfelartig aus. Sortenabhängig ist auch ihre Farbe: Manche Knollen sind hellbraun, andere bläulich und wieder andere tief violett. Unter der Schale haben aber alle Sorten ein helles Fleisch.
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Verwendung
Die Knolle mit dem nussartigen, leicht süßlichen Aroma sollte jeder mal kosten! Sie schmeckt fein geraspelt und mit Zitronensaft beträufelt, damit sie nicht braun wird, beispielsweise sehr gut als Salat, ist aber auch gedünstet, gekocht oder gebraten lecker. Probieren Sie sie z. B. als Püree, als Cremesuppe mit Sahne und Pilzen oder als Puffer mit Kräutercreme. Auch köstliche Aufläufe und Gratins lassen sich mit ihr zubereiten; sogar zu Chips oder Pommes frites kann man die Knolle verarbeiten. Schälen lässt sich die Topinambur übrigens am besten, indem man sie ein paar Minuten blanchiert und mit kaltem Wasser abschreckt. Die Schale kann man dann ganz einfach abziehen.
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Nährwerte
100 g Topinambur bestehen zu 70 bis 80 % aus Wasser, haben 31 Kalorien, 15 bis 25 g Kohlenhydrate, 12 bis 22 g Ballaststoffe und nur 0,5 g Fett. Weil sie pro 100 g bis zu 16 g Inulin enthält, wird sie auch Diabetiker-Knolle genannt; dieser Mehrfachzucker belastet den Blutzuckerspiegel kaum und sorgt dafür, dass Diabetiker das Gemüse bedenkenlos genießen können. Viele wichtige Vitamine und Mineralstoffe, darunter z. B. 478 mg Kalium, 20 mg Magnesium, 3,7 mg Eisen sowie Vitamin C und Niacin, kommen außerdem in der gesunden Knolle vor.
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Lagerung & Aufbewahrung
Weil die Topinambur nur eine dünne Schale hat, verdunstet die Feuchtigkeit in der Knolle sehr schnell. Die Folge: Sie schrumpelt und fault. Ungewaschen in ein feuchtes Küchentuch oder Frischhaltefolie gewickelt, halten sich die so genannten Erdbirnen aber ein paar Tage im Kühlschrank.
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Qualität & Einkauf
Frische Knollen haben eine glänzend glatte, unversehrte Schale und fühlen sich fest an. Matte und runzlige Haut weist auf falsche Lagerung hin. Diese Knollen schmecken nicht mehr.
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Gesundheit & Wirkung
Die Topinambur ist ideal für eine Diät, weil sie den Heißhunger bekämpft und lange satt macht. Ihr Mehrfachzucker Inulin nutzt nicht nur Diabetikern, sondern auch den Gesunden: Es trägt zum Aufbau der Darmflora bei, weil es im menschlichen Dünndarm nicht verstoffwechselt werden kann und erst im Dickdarm abgebaut wird. Das Wachstum gesundheitsfördernder Darmbakterien und somit eine gesunde Verdauung wird so unterstützt. Der hohe in Topinambur enthaltene Kalium-Anteil wirkt entwässernd. Die Volksmedizin setzt die Knolle als Mittel bei Erkrankungen von Leber, Magen und Galle ein. Allerdings können empfindliche Menschen nach dem Verzehr von Topinambur unter Blähungen leiden.