Very british: Die würzige Spezialität mit der intensiven Farbe zählt zu den beliebtesten Käsesorten Englands. Aber auch außerhalb des Königreichs adelt Cheddar die warme und kalte Küche.
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Geschichte
In der englischen Grafschaft Somerset liegt jenes Städtchen, das der britischen Käsespezialität seinem Namen gab: Cheddar. Die Geschichte des Milchproduktes lässt sich urkundlich bis in das 12. Jahrhundert zurückverfolgen. Im Jahre 1170 outete sich König Henry II. offiziell als Fan der würzigen Milchspezialität – und vererbte diese Leidenschaft auch an seinen Sohn. Beide legten sich regelmäßig ordentliche Vorräte ihres Lieblingskäses an.
Seine enge Beziehung zum Königshaus konnte sich der Käse bis in die Neuzeit hinein bewahren: Rund 500 kg wog der Cheddar-Laib, den man Queen Victoria 1840 zu ihrer Hochzeit als Geschenk überreichte. Doch zum Glück ist der leckere Käse schon längst nicht mehr nur dem Adel vorbehalten. In seiner Heimat ist Cheddar auch beim einfachen Volk die beliebteste Käsesorte; zudem zählt er zu den am häufigsten produzierten Sorten weltweit. Die traditionelle Herstellung findet man heute allerdings nur noch selten: Der in Massen hergestellte Industrie-Cheddar ist in der Regel foliengereift.
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Herkunft
Ursprünglich stammt der Cheddar aus England. Heute wird Käse dieses Namens jedoch auch in anderen Ländern produziert – zum Beispiel in Irland, Australien oder den USA.
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Herstellung
Zu Beginn verfährt man mit dem Cheddar wie mit jedem anderen Käse auch: Die Milch wird erwärmt und mit Enzymen versehen, damit sie eindickt. Seinen besonderen Geschmack und die kompakte Konsistenz verdankt der Cheddar der nun folgenden Prozedur, die auch „Cheddaring“ genannt wird.
Der Käsebruch wird zunächst in große Blöcke geschnitten, die man übereinander legt und mehrmals umschichtet. Aus dem jeweils unteren Stück wird so möglichst viel Molke heraus gepresst. Danach zerteilen Messer den Teig in kleine Würfel. Nun wird noch Salz hinzugefügt und gut umgerührt – schon kann der zukünftige Cheddar in seine Formen gepresst werden. Je nach gewünschter Reife dürfen die Laibe danach mehrere Wochen bis Monate ruhen.
Damit er seine leuchtend gelbe Farbe bekommt, gibt man dem Teig heute häufig den Pflanzenfarbstoff Annatto zu. Dieser ist auch unter der E-Nummer 160b bekannt und gilt als gesundheitlich unbedenklich.
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Familie & Arten
Cheddar wird aus pasteurisierter Kuhmilch hergestellt; nur wenige traditionelle Käsereien verwenden noch Rohmilch. Man zählt ihn zum halbfesten bis festen Schnittkäse. Er enthält 48 % Fett i. Tr.
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Merkmale
Cheddar schmeckt je nach Sorte mild-cremig bis würzig-pikant. Durch die Cheddaring-Technik bei der Herstellung ist der Teig glatt und geschmeidig und hat keine Löcher. Dennoch gibt er sich auf der Zunge zartschmelzend. Hilft man dem Teig mit Annatto nach, hat er eine gelb-orange Farbe. Ohne das Mittel präsentiert er sich hell- bis mittelgelb. Die dünne Rinde ist je nach Alter gelb bis braun.
Cheddar wird in verschiedenen Reifegraden angeboten.- Cheddar „mild“ reift rund 3 Monate, hat ein leicht süßliches Aroma und eine sahnige Konsistenz.
- Cheddar „medium“ darf 4-9 Monate ruhen. Er umschmeichelt den Gaumen mit einer würzig-nussigen Nuance.
- Cheddar „old“ verbringt über 9 Monate im Reifekeller. Gourmets lieben den festen Teig für seine intensiv-herzhafte, mitunter leicht scharfe Note.
Die Engländer mögen ihren Cheddar übrigens nicht nur orangegelb: So findet man auf der Insel unter anderem grünen Salbei-Cheddar. Auch andere Kräuter oder Nüsse veredeln hier die Milchspezialiät. Die Iren geben „ihrem“ Cheddar gerne ein Schuss Whiskey oder Bier hinzu.
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Verwendung
In der kalten Küche macht sich Cheddar ebenso gut wie in der warmen: Er veredelt ein schlichtes Butterbrot und ist ein gern gesehener Gast auf jeder Käseplatte – dort am liebsten zusammen mit salzigen Crackern. Gerne krönt man das Häppchen mit knackigen Nüssen oder süßem Obst wie zum Beispiel Trauben.
Genießer schätzen vor allem reifere Variante des Cheddars pur zu einem guten Glas Rotwein. Etwa 1 Stunde vor dem Verzehr sollte man den Cheddar dazu aus dem Kühlschrank nehmen. Nur so kann er sein volles Aroma entfalten.
Da der Käse bei Hitze nicht ganz so sehr zerfließt wie andere Kollegen, nimmt man ihn gerne zum Überbacken von Aufläufen, Quiche und Co.
In der Industrie wird Cheddar oft als Rohware für Schmelzkäse eingesetzt. Dieser findet in erster Linie beim Überbacken von Toast oder als würzige Krönung von Hamburgern seine kulinarische Bestimmung.
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Nährwerte
100 g Cheddar enthalten rund 388 Kalorien, 26 g Eiweiß, keine Kohlenhydrate, 32 g Fett und keine Ballaststoffe. In der Milchspezialität stecken hohe Mengen Kalzium; darüber hinaus Natrium, Phosphor, Vitamin A sowie B-Vitamine.
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Lagerung & Aufbewahrung
Am Stück in luftdurchlässige Folie gewickelt, bleibt der Cheddar gekühlt rund 2 Wochen frisch. Scheiben sind empfindlicher und sollten innerhalb weniger Tage verzehrt werden. Rund 3 Monate übersteht der Cheddar im Kälteschlaf. Allerdings verliert er beim Auftauen leicht an Aroma.
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Qualität & Einkauf
Generell gilt: Kreisrunde Löcher sind meist ein Hinweis auf schlechtere Qualität. Denn durch das Cheddaring hat guter Cheddar einen kompakten Teig. Beim Einkauf ist zu berücksichtigen, dass der Name Cheddar nicht geschützt ist. Daher darf der Käse in verschiedenen Ländern hergestellt werden. Wer das englische Original will, greift zum „West Country Famhouse Cheddar“. Er trägt eine EU-weit geschützte Herkunftsbezeichnung und stammt aus den Grafschaften Somerset, Cornwall, Dorset und Devon.
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Gesundheit & Wirkung
Wie seine Hauptzutat Milch enthält auch Cheddar große Mengen Kalzium. Dank des Knochenminerals hilft die Spezialität, unser Skelett stark zu halten. Darüber hinaus setzt sich das Eiweiß des Käses aus wertvollen Aminosäuren zusammen. Diese benötigt unser Körper als „Baustoff“, unter anderem für die Muskeln. Das Protein sorgt darüber hinaus dafür, dass uns ein Butterbrot mit Cheddar lange satt hält.
Auch Vitamine finden sich in der orangefarbenen Käsespezialität. Cheddar liefert zum Beispiel Vitamin A und verschiedene B-Vitamine. Ersteres hält vor allem unsere Augen gesund und sorgt für starke Fingernägel. B-Vitamine wiederum sind an vielen wichtigen Stoffwechselvorgängen beteiligt: Etwa an der Energiegewinnung für Nerven und Hirn oder an der Bildung stresslindernder Hormone. Für Vegetarier ist Cheddar eine gute Quelle für das Vitamin B12 – denn dieses kommt sonst hauptsächlich in Fleisch vor.