Aus dem Märchen "Hänsel und Gretel" kennt den Lebkuchen jedes Kind, heute mögen wir ihn vor allem zur Weihnachtszeit. Die süße Köstlichkeit war aber sogar schon vor Jahrtausenden in aller Munde: Die alten Ägypter gaben ihren Königen Honigkuchen mit ins Grab, und auch im alten Griechenland schätzte man die Köstlichkeit – Soldaten erhielten sie zur Stärkung.
Kuchen als Medizin
Im 11. Jahrhundert wurden die so genannten Honig- oder Pfefferkuchen dann zum ersten Mal in einer Klosterhandschrift erwähnt. Zu dieser Zeit galten Gewürze wie Nelken, Zimt, Anis, Koriander, Ingwer und Muskat als gesund, heilend, verdauungsfördernd und appetitanregend – und so entstanden in den Klosterbäckereien die kleinen Kuchen, die man sogar in der Fastenzeit genießen durfte. Übrigens: Im Mittelalter wurden Gewürze oft schlicht unter dem allgemeinen Begriff "Pfeffer" zusammengefasst – daher der Name Pfefferkuchen. Erst 1409 tauchte der Begriff "Lebkuchen" in einer fränkischen Handschrift auf.
Mittelalterlicher Süßstoff
Nürnberg entwickelte sich schnell zu einem Zentrum der Lebkuchen-Zunft – vor allem, weil hier mehrere Handelsstraßen zusammenliefen. Die Stadt wurde ein wichtiger Umschlagplatz für Gewürze aller Art. Hinzu kam "des Deutschen Reiches Bienengarten": Der Reichswald rund um Nürnberg war damals berühmt für seine Wildbienen. Klima und Boden dort boten idealste Voraussetzungen für die Bienenzucht. Und Honig war für Naschereien im Mittelalter der Süßstoff Nummer 1!
"Kaiserlein" für die Kleinen
Schon im 15. Jahrhundert schlugen Kinderherzen beim Anblick der süßen Leckerei höher: 1487 ließ Kaiser Friedrich III. – es war gerade Reichstag in Nürnberg – die Kinder der Stadt zum Burggraben kommen und verteilte etwa 4.000 Lebkuchen mit seinem Konterfei. Fortan wurden in Nürnberg bis ins 18./19. Jahrhundert diese "Kaiserlein" gebacken.
Endlich eine eigene Zunft ...
Aus den früher einfachen Pfefferkuchen entwickelten sich immer feinere Köstlichkeiten: Nüsse, Mandeln, Honig und Gewürze fanden ihren Weg in den Lebkuchenteig, der zuerst in Stein- oder Tonformen, ab dem 16. Jahrhundert auf Oblaten gebacken wurde. Aber erst 1643, nach fast hundertjährigem, vergeblichem Bemühen um Selbstständigkeit, gelang es den Lebküchnern, sich aus der Bäcker-Innung zu lösen und eine eigene Zunft zu bilden.
... und eine eigene Marke!
Seit 1927 ist der Begriff "Lebkuchen" markenrechtlich geschützt, seit 1996 gilt dies auch für die geografische Herkunft: Nur wenn der Lebkuchen auf dem Gebiet der Stadt Nürnberg hergestellt wurde, darf er sich auch "Nürnberger Lebkuchen" nennen.
Die Legende vom Elisenlebkuchen
Besonders der edle Elisenlebkuchen erhält seinen Namen nur, wenn er bestimmte Kriterien erfüllt: Er darf nur höchstens 10% Mehl enthalten, muss dafür aber einen besonders hohen Anteil an Mandeln und Nüssen – mindestens 25% – haben.
Die Legende besagt, dass er seinen Namen der schwer kranken Tochter eines Lebküchners verdankt, die Elisabeth hieß. Der verzweifelte Vater wusste sich nicht mehr anders zu helfen und backte seiner Tochter, der kein Arzt helfen konnte, einen Lebkuchen mit besonderer Rezeptur. Er ließ das Mehl weg und verwendete nur die besten heilenden Gewürze und Zutaten – und siehe da: Elisabeth wurde wieder gesund!
Köstliche Variationen
Heute gibt's Nürnberger Lebkuchen in zahlreichen Varianten: mal mit Schoko-Schicht, mal mit Zuckerglasur, mal ohne süßen Überzug. Oft wird der Lebkuchen noch mit Mandeln verziert. Auch Honigkuchen, Printen oder Dominosteine dürfen unter der Bezeichnung Nürnberger Lebkuchen verkauft werden.