Süß-saure, blättrig geschnittene Äpfel, dunkle Rosinen und in Butter geröstete Semmelbrösel, abgeschmeckt mit Zimt und Kristallzucker, im hauchdünnen Strudelteig – wer in Wien zu Gast ist, kommt am Apfelstrudel nicht vorbei. Was heute zu Österreichs Nationalspeisen gehört, soll ursprünglich aber aus dem arabischen Raum stammen!
Ursprünglich eine türkische Spezialität?
Vermutlich gelangte der ursprüngliche Strudelteig über Ägypten, Syrien und Palästina in die Türkei. Die Türken sorgten dann durch ihre Eroberungszüge dafür, dass sich das Rezept, möglicherweise aus der türkischen Baklava weiterentwickelt, in Europa verbreitete – schließlich war die Mehlspeise lange haltbar und eignete sich so perfekt als Marschverpflegung. Über die Balkanländer der Habsburgermonarchie und Ungarn fand der Apfelstrudel schließlich seinen Weg in die österreichische Küche.
Das älteste überlieferte Strudelrezept stammt aus einem anonymen Kochbuch aus dem Jahre 1696. Das handschriftliche Stück wird heute in Wiens Stadt-Bibliothek verwahrt.
Übrigens: Bis der Backofen erfunden wurde, bereitete man den Strudel in einer gusseisernen Pfanne mit Deckel über offenem Feuer zu. In so mancher Bauernküche wurde der Strudel auch gekocht.
Bei Hofe beliebt
So richtig salonfähig soll der Apfelstrudel erst unter der Regentschaft Maria Theresias zwischen 1740 und 1780 geworden sein. Die Kaiserin ließ ihn als Wiener Mehlspeise an ihrem Hof servieren.
Und Kaiser Franz Joseph soll ungefähr 1 Jahrhundert später gesagt haben: "Ein Tag ohne Strudel ist wie ein Himmel ohne Sterne." Dem wird sicher jeder zustimmen, der in Wien schon einmal einen echten österreichischen Apfelstrudel probiert hat!