Fun Dining
Lockerheit steht jetzt bei vielen Restaurants an der Tagesordnung
Nein, es geht hier nicht um irgendwelche Krimi Dinner, Schnitzel in Dinosaurierform oder Cocktails mit Prickeleffekt. Und auch nicht um lustige Clowns oder verkleidete Piraten-Kellner, die ihre Restaurantgäste am Tisch bespaßen. Wenn Klaus Ommer vom "Fun Dining" spricht, dann meint der Consulter bei CHEFS CULINAR einen Wertewandel, der mittlerweile in vielen deutschen Restaurants angekommen ist – auch an der Spitze. Die engen Korsagen der lange Zeit geltenden, mitunter steifen Konventionen eines Restaurantbesuchs werden derzeit vielerorts aufgeschnürt. Der neue Zeitgeist: Lockerheit. Ommer bringt das folgendermaßen auf den Punkt: "Essen soll vor allem Spaß machen."
Kellner in Sneakers
Ein Paradebeispiel der neuen Leichtigkeit: Das frisch eröffnete Fritz & Felix im Brenners Park-Hotel in Baden-Baden, für das Hoteldirektor Frank Marrenbach gerade vom Gault Millau als Gastronom des Jahres ausgezeichnet wurde. Bereits im Vorwort bemerkte GM-Chefredakteurin Patricia Bröhm, dass der Service im Brenners nun Sneakers trage und der Sellerie vom Highend-Grill komme. Der Qualität, die in der Kurstadt auf den Tellern landet, tut dies aber keinen Abbruch. "Das Handwerkliche muss auch beim Fun Dining stimmen – sowohl im Service als auch in der Küche", erklärt Experte Ommer. Neu sei hingegen eine vergleichsweise lockere, legere Atmosphäre ohne Hemmschwellen.
In der Skykitchen im Hotel Vienna House Andel’s Berlin hoch über den Dächern der Hauptstadt legt man genau darauf Wert. Das Ambiente ist loungig, gemütlich – und trotzdem mit hohem Anspruch an die Inneneinrichtung. Die Küche von Alexander Koppe ist weltoffen und experimentierfreudig, der Service von Restaurantleiterin Barbara Merll und Team locker – passt sich gegebenfalls aber auch individuell an. "Unsere Gäste kommen inzwischen aus allen denkbaren Bereichen, vom jungen Pärchen, das einen schönen Abend verbringen will, bis zur Oma aus Lichtenberg, die ihren 80. Geburtstag feiern möchte", erzählt die Service-Chefin, die auch die alte Schule beherrscht. Wie Merll hat das gesamte Service-Team bereits in Häusern aus dem Fünf- SternePlus-Bereich gearbeitet. Die Basics haben alle drauf. Doch Lockerheit ist nicht alles: In der Skykitchen wurde sogar an den klassischen Zeiten gerüttelt. Frühstück, Mittagessen, Abendessen? In Berlin gibt’s jetzt in beständiger Regelmäßigkeit ein "Brinner", eine Melange aus Breakfast und Dinner von 15 bis 19 Uhr mit einem zweiten, wechselnden Sternekoch an Koppes Seite. "Das hat eingeschlagen wie eine Bombe", erzählt Merll.
Gastro-Experte Ommer wundert das nicht: "Beim Fun Dining steht neben guten Produkten eben auch das gesamtgastronomische Erlebnis im Mittelpunkt", sagt er. Wichtig sei dabei, dass die Konzepte und auch das Storytelling drumherum stimmig sein müssten. "Es bedarf einer gründlichen und detailversessenen Vorbereitung – Trial and Error ist hier fehl am Platz", meint Ommer. Grunsätzlich funktioniere eine gute Idee zudem nicht nur in den großen Metropolen, sondern auch andernorts.
Deli mit Stern
Momentan gehen aber wieder die großen Städte vorneweg. In Hamburg setzt das Hygge auf ein Brasserie-&-Bar-Konzept, das ins 25hours-Hotel integrierte Neni auf Geselligkeit. Der Dantler in München versteht sich indes als Deli mit hochwertigem to-go-Angebot. Und in Dresden hat sich Stephan Mießner im Elements mit einer ähnlichen Idee unverhofft einen Michelin-Stern erkocht. Neben dem Erfolg ist diesen Restaurants eines gemein: Sie hatten pfiffige Ideen – die ihren Gästen ganz offensichtlich Freude bereiten …