Marketing.Award Clubtreffen 2024:
Ein Blick auf innovative Konzepte in der Gemeinschaftsgastronomie
In Hamburgs inspirierender Umgebung kamen etwa 30 Marketing-Entscheider und Jurymitglieder für das jährliche Clubtreffen der Nominierten und Preisträger des Marketing.Awards zusammen. Ihre Mission? Neue Ideen zu erkunden, Erfahrungen auszutauschen und die besten Marketing-Konzepte der Gemeinschaftsgastronomie unter die Lupe zu nehmen.
Der Einladung von Chefs Culinar und gvpraxis folgten Vertreter bekannter Unternehmen wie Compass, Aramark, Sodexo, Vielfaltmenü und Augustinum sowie aus den Studierendenwerken Berlin und Frankfurt am Main. Uwe Kranepuhl, Head of Marketing, Chefs Culinar, begrüßte als Gastgeber mit den Worten: "Wir erleben branchenweit eine äußerst dynamische Zeit. Immer mehr wird dabei Marketing zum wichtigen Schlüssel der Wertschöpfung."
Durch das Programm, das auf Digitalisierung, Automatisierung und KI fokussiert war, führte Claudia Zilz, Chefredaktion gvpraxis, die zum Start auf den Programmteil "Benchmark" mit den drei Gewinnerkonzepten überleitete. Bekanntermaßen werde der Marketing.Award in Gold, Silber und Bronze verliehen und die Akteure im exklusiven Club miteinander vernetzt.
Kochendes Klassenzimmer
Das Siegerkonzept 2023 Cook@school stellte Ann-Kathrin Piwellek, Leitung Marketing & Kommunikation bei Vielfalt Menü vor. Bei der Idee eines kochenden Klassenzimmers seien Geschmack, Wissen und Inspiration die wichtigen Key Wörter. Mittlerweile sei das Projekt zusammen mit ProVeg auf pflanzliche Ernährung umgestellt worden. Das ausgezeichnete Konzept von Vielfalt Menü – einer der Marktführer mit 30 regionalen Standorten und 140.000 Gästen pro Tag – solle "Chancengleichheit für Kinder herstellen", heißt, kein Kind auszuschließen, Wissen zu vermitteln und aufzuzeigen, wo Lebensmittel herkommen. Dazu gehörten auch Bauernhofbesuche. Im Prinzip, so Ann-Kathrin Piwellek, sei Cook@school ein spielerischer, inspirierender Aktionsworkshop vor Ort für Kinder. Am Ende des Tages gebe es für jedes Kind ein Kochbuch zum Selbermachen. Basis des Konzepts ist ein Fahrzeug mit mobiler Küche, das vielfach angefragt werde, um Ernährungswissen "in die Schulen zu tragen."
Hohe 24/7 Flexibilität
Im Anschluss stellte Jan Lang, Co-Founder von Eurekantine.de, sein innovatives, automatenbasiertes Konzept vor. Zu seinem Mindset als Gründer: "Wir verfolgten eine Idee, Essen flexibler, geiler, besser anzubieten. Automaten kamen erst später hinzu." Sein Konzept basiere auf drei Schritten: Ausgabe, Finishing, Rückgabe. Seine Prinzipien: Zehn Gerichte pro Woche, angeboten in Mehrwegschalen mit hoher Qulität der Zutaten, die über regionale Hubküchen gekühlt angeliefert werden.
Den Reigen der Gewinnerkonzepte vollendete Christoph Specht, Chef der Augustinum Gastronomie, der die 16-monatige Entwicklungsarbeit einer neuen Vitalstrategie erklärte. "Wir wollten ein neues zeitgemäßes Menükonzept als Ersatz für das bisherige Schonkost-Menü, das unbeliebt und nicht mehr zeitgemäß war. Wichtig war uns dabei die Frage, welchen Mehrwert können wir schaffen." Dazu gehörte eine starke Außenwirkung mit dem Promikoch Johann Lafer, den er als Paten gewinnen konnte. Ergebnis der Arbeit: eine tolle Resonanz erzielt und den 'Vitalanteil' auf 41 Prozent Beteiligungsquote erhöht. Mit vegetarischen Menüs liege sie sogar bei 54 Prozent.
Wohnzimmer am Strand
Beim nächsten Programmpart schauten die Teilnehmenden "über den Tellerrand" in die Hotellerie. Speaker war Niels Battenfeld, leidenschaftlicher Hotelier und Gründer der Lieblingsplatz Hotels. Sein Motto lautet "Hotellerie ohne herkömmliche Spielregeln – wir wollen keine Zimmer verkaufen, sondern Zeit." Sein ehrgeiziges Ziel, Vorreiter für innovative Lösungen und Digitalisierung zu sein, realisierte er als Innovationstreiber mit einem voll digitalen Hotel in Grömitz. Der Surf Rescue Club-Betreiber will mit Zukunftsmodellen experimentieren. So sei seine Club-Idee ein "Wohnzimmer am Strand", das fast ohne Personal auskomme. In der Küche arbeite ein Koch-Roboter, der gesamte Check-in und -out funktioniere 24/7. O-Ton: Das Haus ist autark. Wir brauchen für den operativen Betrieb keinen Menschen – auch die Gastronomie ist autark." Battenfeld sei auf der Suche nach neuen Lösungen in eine innovative Szene eingetaucht mit extrem guten Erfahrungen. "Wir sind mit vielen Herstellern in Gesprächen." Sein Eindruck: Es passiert sehr viel – die Akzeptanz bei älteren Zielgruppen für die digitale Hotel-Welt sei extrem hoch. Die Herausforderung laute, 360 Grad zu denken und eine Balance zwischen Automatisierung und dem menschlichen Engagement zu finden.
Chat GPT: Menschenzentriert denken
Den Keynote-Vortrag des Tages bewältigte Dinu Manns, der sich mit seiner Company Bluprint auf menschenzentrierte Beratung für digitales Arbeiten spezialisiert hat. Konkret stellte er den Teilnehmenden die Möglichkeiten von Chat GPT vor. Dabei komme es darauf an, gute Fragen zu stellen. Am Beispiel: Ich möchte einen Kuchen backen, zeigte er verschiedene Intensivierungsgrade auf. Zunächst folgte die Empfehlung "Rührkuchen" mit Rezept. Mans: "Wenn wir mehr individualisieren wollen, müssen wir weitere Angaben wie vegan oder Laktoseintoleranz hinzufügen." Mit verschiedenen konkreten Anwendungsbeispielen für Chat GPT und Szenarien (Verkaufsgespräch auf einem Event; bitte mach Vorschläge für weitere Business-Situationen ...) zeigte er Anwendungsmöglichkeiten auf. Selbst der KI Mut zu sprechen, funktioniere. Wobei immer die Grundregel gelte, alles kritisch zu hinterfragen.
Never Normal-Zeitalter
Fazit: Künstliche Intelligenz wird unser Verständnis grundsätzlich verändern – freuen wir uns auf viele Impulse für unser Business. Denn, wie es Claudia Zilz zusammenfasste, "wir sind in einem never normal".
In dem Programm-Part "Netzwerk aktiv" folgte dann in vier Gruppen eine praktische Arbeitsaufgabe. Die Grundsatzfrage lautete: Wie relevant ist das CPT für die tägliche Praxis. Kann KI als Schlüssel zum erfolgreichen Marketing in der Gemeinschaftsgastronomie einen Beitrag leisten? Moderiert von Marketing-Professor Dr. Torsten Olderog drehte sich in dem Aktivteil alles um die Themenfelder Preise und Kapazitäten, Produkte und Produktion, Marketing-Kommunikation und Mitarbeiter und Prozesse. Fragestellungen dabei: Welche Probleme kann KI lösen? Woran erkenne ich eine gute Lösung? Wie kann Technik steuernd eingreifen? Am Ende wurden alle Gruppenergebnisse von den Team-Captains vorgestellt und diskutiert.
Damit war der fachliche Teil des ersten Tages beendet. Am Ende folgte ein geführter Spaziergang durch St. Pauli "Auf den Spuren der Beatles" mit tollen Live-Gesangseinlagen der singenden Führerin Stefanie Hempel. Das abendliche Dinner endete in der Rooftop-Bar 20UP mit Blick auf Elbe und Hamburger Skyline. Der Folgetag stand ganz im Zeichen der Study Tour zum neuen Beiersdorf Campus, wo ein modernes Gastronomiekonzept mit Food Court studiert werden konnte. Gastronomie-Chef Johannes Heiss, Leiter Catering und Event Management, nahm sich viel Zeit und beantwortete alle Fragen. Mit einem gemeinsamen Mittagessen endete das 3. Clubtreffen.
Schon angemeldet für den Marketing.Award 2024? Mitmachen lohnt sich.
Fotos: Annette Riedl
Text: Burkart Schmid