Finanzierung ist Chefsache
Was Sie als Gastronom beachten müssen
Finanzierung im Gastgewerbe ist ein eher schwieriges Thema. Einerseits sind die Banken in unserer Branche aufgrund von meist geringen Renditen und Eigenkapitalquoten sehr zurückhaltend. Andererseits beschäftigt sich der gastgewerbliche Unternehmer häufig nicht in ausreichendem Umfang mit dem Thema.
Erfahrungsgemäß nimmt der gastgewerbliche Unternehmer nur geringen Einfluss auf die Auswahl der konkreten Darlehensformen bzw. Finanzierungsprogramme für sein Vorhaben. Der Zinssatz wird zwar „bis auf des Messers Schneide“ verhandelt, ob jedoch die Finanzierung wirklich zum Vorhaben und zur betrieblichen Liquiditätsrespektive Ertragslage und deren Entwicklung passt, bleibt häufig unbeachtet. Die Folge: Auftretende Liquiditätsprobleme in der Finanzierungslaufzeit.
Die Auswahl der richtigen Finanzierung wird meist der Bank überlassen. Hierbei wird nicht bedacht: der Banker ist kein Branchenfachmann. In den meisten Fällen kennt er den Betrieb nur auf Grundlage der Bilanz und verfügt nur eingeschränkt über branchenspezifisches Detailwissen. Daher sollten sich gastgewerbliche Unternehmer gut vorbereiten und gemeinsam mit der Bank die Auswahl der richtigen Finanzierungsinstrumente erarbeiten.
Nur wer die richtige Finanzierung für sein Unternehmen wählt, kann auf Dauer eine gesicherte Liquiditätslage erzielen und seinen Betrieb kontinuierlich auf die neuen Anforderungen des Marktes über gezielte Re-Investitionen ausrichten. Eine wesentliche Hilfestellung hierbei bieten unsere Experten der Chefs Culinar Software & Consulting für Hotellerie und Gastronomie.
Neben dem Zinssatz sind 2 wesentliche Aspekte bei der Auswahl der richtigen Finanzierung zu beachten:
- Passt der erforderliche Kapitaldienst und dessen Entwicklung zur Liquiditätslage und -entwicklung des Betriebes?
- Ist die Finanzierung der jeweiligen Wirtschaftsgüter auf deren Nutzungsdauer ausgelegt und berücksichtigt so auch den Zeitpunkt für erforderliche Re-Investitionen?
Liquiditätssaldo berechnen
Entscheidend für die Kapitaldienstfähigkeit ist nicht der Gewinn, sondern die Liquiditätslage des Betriebes. Zur Ermittlung der möglichen Kapitaldienstfähigkeit muss der Unternehmer die Liquiditätslage des Betriebes und deren Entwicklung kennen. Bei den anzustellenden Berechnungen sind natürlich auch entsprechende Neu-Anschaffungen bzw. Erweiterungsmaßnahmen einzubeziehen.
Die Ermittlung des Liquiditätssaldos bildet die Grundlage zur Auswahl der richtigen Finanzierungsform. Der Liquiditätssaldo sollte unter Einbeziehung konzeptioneller und/oder konjunktureller Entwicklungsperspektiven als Prognose über eine Budget- und Liquiditätsplanung auch für die zukünftigen Wirtschaftsjahre – 3 bis 5 Jahre – berechnet werden.
Finanzierungsformen
Der maximal mögliche Kapitaldienst bildet die Grundlage zur Festlegung der richtigen Finanzierung. Die Bank unterscheidet 3 Grundformen der Finanzierung, die sich nach der Art der Rückzahlung sowie vor allem auch der Entwicklung der Kapitaldienstbelastung unterscheiden:
Annuitätendarlehen = adäquate Finanzierungsform
Ratendarlehen = günstige Finanzierungsform
Festdarlehen = teuerste Finanzierungsform
Laufzeit
Die Kapitaldienstbelastung wird neben der Finanzierungsform von der Finanzierungslaufzeit beeinflusst. Generell gilt: Je kürzer die Laufzeit, desto höher der Kapitaldienst. Insbesondere ist dies zu beachten unter dem Aspekt einer fristenkongruenten Finanzierung der Wirtschaftsgüter. Heißt: Die Laufzeit der Darlehen entspricht deren Nutzungsdauer.
Im Blickpunkt sollte hier auch die Langlebigkeit eines Produktes bzw. eines Konzeptes stehen. Für moderne Unterhaltungs- oder Szene-Konzepte sollten zwingend kürzere Finanzierungslaufzeiten als beispielsweise für ein Landhotel gewählt werden. Erforderliche Ersatzbeschaffungen bei noch laufender Finanzierung für die zu ersetzenden Wirtschaftsgüter führen zu erheblichen Liquiditätsproblemen und sind zwingend zu vermeiden.
Grundsätzlich gilt folgendes:
- Finanzierungslaufzeit für bauliche Maßnahmen: 15 bis 20 Jahre
- Finanzierungslaufzeit für Großinventar: 10 bis 12 Jahre
- Finanzierungslaufzeit für Betriebsmittel: 5 bis 6 Jahre
Nur bei einem überwiegenden Anteil von mindestens 2/3 einer Wirtschaftsgütergruppe ist es sinnvoll, eine Gesamtfinanzierung über eine Laufzeit zu wählen.
Öffentliche Finanzierungsprogramme
Der Forderung nach einer fristenkongruenten Finanzierung kommen insbesondere die öffentlichen Finanzierungsprogramme der KfW-Bankgruppe nach.
Die KfW-Darlehen sind als Ratendarlehen ausgelegt und bieten folgende Vorteile:
- Keine Auszahlungsverluste aufgrund 100-prozentiger Auszahlung
- 100-prozentige Finanzierung des Vorhabens über öffentliche Finanzierungsprogramme möglich
- Verbesserung der Sicherheiten durch eine mögliche Haftungsfreistellung für bestehende Unternehmen sowie eine Aufstockung des Eigenkapitals bei Gründern
- Günstige Zinssätze über die gesamte Laufzeit – in Abhängigkeit zur Bonitätsklasse/zum Rating und den bereitgestellten Sicherheiten
- Lange Finanzierungslaufzeiten
- Entlastung über tilgungsfreie Anlaufjahre
Zu beachten ist jedoch: Es gilt das Hausbankprinzip, womit zunächst die Hausbank von dem Vorhaben überzeugt werden muss. Vor dem Hintergrund von sinkenden Margen für die Hausbank bei Inanspruchnahme der KfW-Darlehen kein leichtes Unterfangen.
Inwieweit eine Finanzierung über die öffentlichen Finanzierungsprogramme wirklich die richtige Finanzierung für ein Unternehmen bzw. für ein Vorhaben darstellt, sollte zwingend in einer Gegenüberstellung zu einer Finanzierung über bankübliche Darlehen geprüft werden.
Dies gilt insbesondere aufgrund der höheren Anfangsbelastung – vor allem nach einer Tilgungsfreistellung – der als Ratendarlehen ausgelegten Finanzierungsprogramme. Daneben führt das eher negative Branchenrating für das Gastgewerbe auch bei der KfW zu höheren Zinssätzen. Die Zinssätze für eine bankübliche Finanzierung weisen bei einer Niedrigzinspolitik häufig gleiche bzw. teilweise sogar bessere Konditionen auf.
Tipps und Hinweise zur Finanzierung
- Die Genauigkeit des Investitionsvolumens vermittelt der Bank Sicherheit. Nachfinanzierung ist ein „Unwort“ bei Banken.
- Architektenschätzungen nach DIN 276 sind nur erste überschlägige Kostenermittlungen und geben nur einen ersten Hinweis auf den letztendlich erforderlichen Mittelbedarf.
- Voreröffnungs- und Finanzierungskosten werden oftmals unterschätzt. Finanzierungslücken entstehen.
- Investitionen müssen sich lohnen – über eine wirtschaftliche Einschätzung der möglichen zusätzlichen Erträge und eine Amortisationsrechnung erhält diese Formel eine „Schlüsselbedeutung“.
- Marktforschung und innerbetriebliches Zahlenmaterial sind Bestandteile jeder umsatzorientierten Investitionsentscheidung. Kostenrechnungen beweisen den Erfolg von Rationalisierungs- und Modernisierungsmaßnahmen.
- „Geiz ist oftmals nicht geil“: Vergleiche nach dem Preis-/Leistungsverhältnis kennzeichnen einen guten Unternehmer. Investitionsvergleichsrechnungen führen zu einem rationalen Ergebnis.
- Investitionen aus dem laufenden Geschäftsbetrieb zu finanzieren, führt fast immer zu Liquiditätsproblemen.
- Finanzierung über Eigenkapital ist die beste Finanzierung.
Klaus Ommer liebt an der Gastronomie ihre Lebendigkeit und unendliche Vielfalt. Der ausgebildete Restaurantfachmann, Koch und staatlich anerkannte Betriebswirt arbeitete mehr als 20 Jahre als Partner in einer renommierten Unternehmensberatung für die Hotellerie und Gastronomie, bevor er die Leitung der Consulting in eben diesem Bereich bei CHEFS CULINAR übernahm.