Unsere Döner-Geschichte beginnt im Jahr 1836 mit dem Generalfeldmarschall Helmuth Graf von Moltke: Auf Wunsch des Sultans des Osmanischen Reiches bereiste er von 1836 bis 1839 als Instrukteur der türkischen Truppen die Türkei und wurde so zum wahrscheinlich ersten Deutschen, der einen Döner Kebab aß.
Moltke schrieb in seinen „Briefen über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839“ über den ersten Döner: „Unser Mittagsmahl nahmen wir ganz türkisch beim Kiebabtschi ein. (….) Dann erschien auf einer hölzernen Scheibe der Kiebab oder kleine Stückchen Hammelfleisch, am Spieß gebraten und in Brotteig eingewickelt, ein sehr gutes und schmackhaftes Gericht.“
Wie kam der Döner zu seinem Namen?
Döner kommt vom türkischen Verb „dönmek“ und bedeutet „drehen“. Döner Kebab steht für „das Fleisch vom Drehspieß“. So ist der Döner zunächst ein ganz normaler Spießbraten. Seine besondere Zubereitungsform soll der Koch Hamdi aus Kastamonu erfunden haben. Er hat Hammelfleisch in feine Scheiben geschnitten und mit einer Mischung aus klein gehackten Zwiebeln, Salz, Pfeffer, scharfem Paprikapulver und Kreuzkümmel mariniert und anschließend in konischer Form auf den Spieß gesteckt. Dazu wurde eine Mischung aus Petersilie und Zwiebeln serviert oder auf Wunsch mit Reis und Gemüse-Beilagen angerichtet.
Etwas später wurde der Döner möglicherweise unabhängig davon in der Stadt Bursa noch einmal erfunden. Der Koch Ískender, Gründer einer nach ihm benannten Restaurantkette, verarbeitete einen Teil des Hammelfleischs zu Hack und schichtete es zwischen weich geklopfte Fleischscheiben. Das Fleisch servierte er mit Joghurt und zerlassene Butter auf einer Lage geschnittenem Fladenbrot – bis heute als „ískender Kebap“ bekannt. Wer sich nun als Döner-Erfinder rühmen kann, bleibt ungewiss. Zumal es seit langer Zeit ähnliche Gerichte gibt: griechisches Gyros oder arabisches Schawarma.
So eroberte der Döner die deutschen Schlemmer-Herzen
Der Döner begann seinen Siegeszug in der Türkei und wurde innerhalb von 5 Jahrzehnten zu einem weltweit bekannten Gericht. Anfang der 40er-Jahre wurde der Döner Kebab mit Salat und Sauce in türkischen Restaurants als Tellergericht angeboten. Bereits in den 60er-Jahren entwickelte sich daraus ein Schnellgericht, das in Imbisslokalen – so genannten „Büfes“ – als „Food to go“ verkauft wurde. Zu der Zeit importierten türkische Gastarbeiter diese Form des Döner Kebab nach Deutschland.
Anfang der 70er-Jahre tauchte dann der erste Döner in der Berliner Innenstadt auf und wurde neben Currywurst und Buletten zum beliebten Fastfood. In den 80er-Jahren begann die industrielle Massenproduktion von Dönerspießen. Neben dem schieren Fleisch wird bis heute Hackfleisch dazugemischt.
1989 erfolgt die „Festschreibung der Berliner Verkehrsauffassung für das Fleischerzeugnis Dönerkebab“. Inzwischen ist Döner Kebab auch in den Leitsätzen für Fleisch und Fleischerzeugnisse des Deutschen Lebensmittelbuchs enthalten. Darin steht, dass als Ausgangsmaterial nur grob entsehntes Schaffleisch und/oder grob entsehntes Rindfleisch verwendet werden soll. Der Hackanteil soll unter 60 Prozent liegen. Salz, Gewürze, Eier, Zwiebeln, Öl, Milch und Joghurt dürfen enthalten sein. Diese Angaben sind keine Rechtsform. Abweichende Varianten, die Schweinefleisch enthalten oder nur aus Hackfleisch bestehen, tragen Bezeichnungen wie „Drehspieß nach Döner-Art“.
„Döner macht schöner!“
Und so gibt es mehr als 15.000 Dönerläden in Deutschland
Heute gibt es allein in und um Berlin rund 1.600 Dönerläden – deutlich mehr als in Istanbul und Ankara. Kein Wunder, dass die Chinesen den Döner für ein typisch deutsches Gericht halten. Von Berlin aus eroberte der Döner schnell ganz Deutschland – heute geht man davon aus, dass es deutlich mehr als 15.000 Dönerläden gibt. Mitte der 90er-Jahre sprang der Döner-Funke auch nach Österreich und in die Schweiz über. Dort heißen sie jedoch nicht „Döner“, sondern nach original türkischer Schreibweise „Kebap“.
Seit 20 Jahren wird auch zunehmend Döner aus Hühner- oder Putenfleisch hergestellt. Zudem gibt’s immer mehr Varianten – besonders der vegetarische Döner mit Falafel, eine arabisch-nordafrikanische Spezialität aus Kichererbsen, wird immer beliebter. Der Döner-Gesamtumsatz wird in Deutschland auf rund 3,6 Milliarden Euro geschätzt. Kein Wunder also, dass sogar einige Musiktitel nach ihm benannt sind, wie z.B. „Döner macht schöner“ oder „Döner mit alles“.
Autor: Richard S. Beerbaum