An jeder Imbissbude ein Renner

Currywurst mit Brötchen in weißer Schale

Wenn es um die Currywurst geht, prallen Ost und West aufeinander: Zwar wird sie seit über 50 Jahren in der leckeren braun-roten Sauce serviert – aber in jeder Stadt anders.

Wer hat den schnellen Snack denn nun erfunden? War es eine Berlinerin – wie das Münchner Patentamt bestätigt? Oder war es eine Hamburgerin, wie der Schriftsteller Uwe Timm mutmaßt? Oder kommt die Currywurst doch aus dem Ruhrgebiet, wo sie laut der Einwohner einfach am besten schmeckt?

Am Anfang war Berlin?

Wer der Currywurst auf der Spur ist, trifft unweigerlich auf Herta Heuwer. Sie erfand am 4. September 1949 die Gewürzmischung "Chillup", und zwar ganz zufällig, aus purer Langeweile: Ihr gehörte die Imbissbude an der Ecke Kant-/Kaiser-Friedrich-Straße in Berlin. Dort verkaufte sie Kartoffelpuffer und Würstchen – typisch für diese Zeit.

Herta erinnert sich bis zu ihrem Tod 1999 gerne an die Geschichte ihrer bahnbrechenden Erfindung: Man nehme einen 12-Liter-Kübel Tomatenmark und rühre 12 indische Gewürze, u.a. Curry, und weitere, nicht bekannte Zutaten hinein, bis die neue Saucenkreation lecker schmeckt. So weit, so gut. Aber Herta Heuwer hat ihr Rezept mit ins Grab genommen. Nicht einmal ihr Ehemann kannte die richtigen Zutaten. Nur das Schild "1. Currywurst-Braterei der Welt" blieb.

Glück im Unglück

Der Roman "Die Entdeckung der Currywurst" von Uwe Timm beschwört eine ganz andere Wahrheit. Die Geschichte erzählt von der Hamburgerin Lena Brückner, die 1947 – also 2 Jahre vor Herta Heuwer – die Currywurst erfunden haben soll. Sie stieß angeblich auf das Erfolg versprechende Rezept, als sie auf der Treppe stolperte. In der einen Hand hielt sie nämlich Currygewürz, in der anderen Ketchup. Beides vermischte sich zufällig und ergab einen einzigartigen Geschmack. Wahrheit oder Fiktion eines Schriftstellers? Uwe Timm versichert nichts, schwört aber, seine erste Currywurst 1947 in Hamburg gegessen zu haben.

 

Sogar in der High Society eine Delikatesse

Currywurst und Champagner für 123 €

Selbst in der High Society wollen die Reichen und Schönen der Currywurst an die Pelle – allerdings auf ihre eigene Art. Im Essener "Curry" gibt es frisch hergestellte Wurst, begleitet von einer erlesenen Weinauswahl. Im Berliner "Bier’s" kostet die Currywurst rund 123 €, dazu gibt es dann aber auch eine Flasche Champagner. Und bei "Tom Curry" in Düsseldorf vermengt der Küchenchef Ananas, Banane, Honig, Curry und Ketchup zur Wurst.

Den Berlinern stehen bei solch erlesenen Currywurst-Gerichten die Tränen in den Augen – vor Lachen. Dort gibt es die Wurst schlicht, ohne "Geschnösel" und ohne Darm, nicht geschnitten und keine Pommes dazu wie im Westen, stattdessen mit Brötchen.

Currywurst mit Pommes Die Currywurst ist und bleibt ein beliebtes Gericht

Gehse inne Stadt, wat macht dich da satt? Ne Currywurst!

Die Ruhris lieben die Currywurst ebenso heiß und innig. Zum Fußball und zum Bier gehört auch die Currywurst mit Pommes unbedingt dazu. "Gehse inne Stadt, wat macht dich da satt? Ne Currywurst! Kommse vonne Schicht, wat Schönret gibt et nich, als wie Currywurst", besang schon Herbert Grönemeyer die Leidenschaft der Ruhris. Im Ruhrgebiet steht man zu dem Würstchen und lässt es sich auch nicht durch Kalorienangaben mies machen. Eine Wurst enthält mit Ketchup 515 Kalorien und 33 g Fett. Dazu Pommes und Mayo – macht insgesamt 865 Kalorien und 61 g Fett. Von diesen Portionen verspeisen die Deutschen mehr als 800 Millionen im Jahr.

Ein Würstchen – eine jahrzehntelange, spannende Geschichte. Heute gibt es deutschlandweit mehr als 40.000 Imbissbuden. In Berlin, so behaupten manche, sei die Hochburg der Currywurst-Esser. Nein, sagen andere, das Ruhrgebiet habe den Snack erst so richtig bekannt gemacht.

Doch auch, wenn die Currywurst in jeder Stadt und an jedem Büdchen anders schmeckt – überall wird sie heiß geliebt.

 

Autor: Richard S. Beerbaum