Wie das Kloster Au am Inn sein „Bräustüberl“ wiederbelebt
In den idyllischen Gefilden des Inn, umgeben von einer reichen Geschichte und üppiger Natur, liegt das Bräustüberl des Franziskanerinnenklosters in Au am Inn. Früher ein Magnet für Gäste aus nah und fern, liegt die letzte Verpachtung des Wirtshauses mehr als ein Jahrzehnt zurück. Damit es nicht in falsche Hände gerät, haben die Franziskanerinnen das Bräustüberl samt ehemaliger Brauerei kurzerhand selbst gekauft. Dass sie die ehemals beliebte Gastronomie einige Jahre später tatsächlich wieder zum Leben erwecken, haben sie da noch nicht geahnt. Welche Erfahrungen das Kloster dabei gemacht hat und welche wertvollen Tipps es für die Wiederbelebung einer Bestandsgastronomie dabei gesammelt hat, haben wir im Interview mit Geschäftsführer Franz Linner herausgefunden.
Über 150 Jahre Engagement
Seit 1854 steht das Kloster Au am Inn im Dienste der Bildung und Erziehung unter der Leitung der Franziskanerinnen. Hier vermitteln die Franziskanerinnen Wissen und begleiten Lebenswege. Mit einer Förderschule, einer Tagesstätte und einem Heim für geistigbehinderte Kinder bietet das Franziskushaus eine liebevolle und umfassende Betreuung für Menschen mit besonderen Bedürfnissen.
Ein neues Kapitel der Gastfreundschaft
Zusammenkommen – das stand auch in einem anderen Teil des Gebäudes im Vordergrund, speziell im lange verpachteten „Bräustüberl“, welches 2011 Insolvenz anmeldete. Nach Jahren, in denen intensiv darüber diskutiert wurde, welche Zukunft der Gebäudeteil haben sollte, stand für die Franziskanerinnen fest: eine neue Gastronomie soll’s werden! Doch wie beginnt man ein solches Projekt ohne vorherige Erfahrungen in der Gastronomie?
6 Fragen an Geschäftsführer Franz Linner
Bei allen Verwendungsoptionen, die für das Gebäude diskutiert wurden, hat die Wiederbelebung des „Bräustüberl“ am Ende das Rennen gemacht – wieso?
Das 'Bräustüberl' war schon früher ein besonderer Ort voller Leben und Herzlichkeit. Es war vielleicht kein luxuriöses Lokal, aber die Ungezwungenheit im Biergarten, die Selbstbedienung und die gute Stimmung zogen Gäste von überall an – und das über alle Altersgruppen hinweg. Das Kloster Auer Bier, insbesondere das Kloster Auer Dunkel, war ein echtes Aushängeschild und lockte sogar Besucher aus München an. Nach der Schließung des Wirtshauses 2011 entstand eine große Erwartungshaltung in der Region. Viele fragten uns, wie es mit dem Betrieb weitergeht und wann er wieder öffnen würde. Die Legende des Bräustüberls und die von allen vermisste Atmosphäre boten uns also eine solide Grundlage, um die historische Gaststätte zu neuem Leben zu erwecken. Deswegen haben wir uns dafür entschieden, den Weg zu gehen – auch wenn er für uns eine ganz schöne Herausforderung bedeutete – immerhin sind wir ein Kloster und keine erfahrenen Gastronom:innen.
Welche Schritte haben sie dann unternommen, um das Bräustüberl wiederzueröffnen?
Um das Bräustüberl in seiner traditionellen Rolle als identitätsstiftender und gemeinschaftsfördernder Raum wiederzueröffnen, war klar, dass wir einen erfahrenen Partner benötigten. Dieser sollte nicht nur den gesamten Wiedereröffnungsprozess begleiten, sondern auch unsere Werte teilen und das historische Ambiente für zukünftige Generationen attraktiv übersetzen. Unser erster Schritt war daher die sorgfältige Auswahl eines solchen Partners. Wir entschieden uns für CHEFS CULINAR, nachdem uns eine umfassende Machbarkeitsstudie überzeugte. Diese Studie war ausschlaggebend, da sie uns die Potenziale und Möglichkeiten aufzeigte, die in dem Projekt steckten.
Im weiteren Verlauf unternahmen wir alle notwendigen Schritte zur Umsetzung dieses ambitionierten Projekts gemeinsam mit unserem Ansprechpartner Ralph Hilse. Dazu zählten intensive Gespräche mit Architekten zur Erweiterung und optimalen Nutzung der Räumlichkeiten, die Einbindung von Interior Designern für das passende Ambiente, Großküchenplanern zur Gestaltung einer funktionalen und ansprechenden Küche, sowie Marketing- und Software-Experten. Durch die strukturierte Herangehensweise mit einem festen Ansprechpartner bei CHEFS CULINAR fühlten wir uns gut betreut und sicher in unserem Vorhaben, das Bräustüberl in altem Glanz und neuer Form zu präsentieren.
Was war die größte Herausforderung auf diesem Weg?
Die größte Herausforderung war zweifellos der Entschluss, das Projekt überhaupt in Angriff zu nehmen. Auf der Grundlage der Machbarkeitsstudie – und ohne weitere Gastronomie-Erfahrung – tatsächlich mit der Umsetzung zu beginnen, war ein entscheidender Schritt. Natürlich war es zudem ein erheblicher finanzieller Kraftakt und brachte große Verantwortung mit sich, da wir mit dem Bräustüberl ein neues wirtschaftliches Standbein aufbauen wollen. Sich dazu durchzuringen, diesen Weg zu gehen, erforderte viel Mut.
Gab es während des Prozesses einen echten Aha-Moment für Sie?
Ein Aha-Moment war beispielsweise die Gegenüberstellung der Option, das Wirtshaus erneut zu verpachten oder es selbst zu führen. Diese Analyse hat uns verblüfft und war ausschlaggebend für unsere Entscheidung, das Ruder selbst in die Hand zu nehmen.
Welche Rolle spielte die Einbindung der örtlichen Gemeinschaft bei der erfolgreichen Wiederbelebung einer Gastronomie?
Ein entscheidender Faktor für den Erfolg solcher Projekte ist sicherlich die klare und offene Kommunikation der Vision und Ziele. Wir haben von Anfang an klar kommuniziert, dass das Bräustüberl eine traditionelle Gaststätte bleibt, in der jeder willkommen ist – ob zum Kartenspielen, für Stammtischrunden oder einfach auf ein Bier – auch wenn es sich optisch vielleicht moderner präsentiert. Angesichts des Wirtshaussterbens in Bayern wollten wir zudem einen lebendigen Ort schaffen, der auch für familiäre Feierlichkeiten offensteht. Insbesondere die positive Resonanz von Vereinen aus der Umgebung und die hohe Anzahl an Bewerbungen, vor allem von jungen Menschen aus der Nachbarschaft, haben gezeigt, wie sehr das Projekt die Bevölkerung anspricht. Durch diese Kommunikation wird das Wirtshaus nicht nur als isoliertes Geschäft gesehen, sondern als wesentlicher Bestandteil, als Treffpunkt, des sozialen und kulturellen Lebens der Gemeinschaft.
Was würden Sie anderen raten, die eine Bestandsgastronomie wiederbeleben möchten?
Wir hatten das Glück, in Herrn Hilse eine Person zu finden, die uns nicht nur verstanden hat, sondern auch in der Lage war, mit uns eine authentische Story zu entwickeln, die hinter dem Bräustüberl steckt. Das ist nicht nur für die spätere Kommunikation und Positionierung am Markt wichtig – das brauchten auch wir als Auftraggeber, um voll und ganz hinter unserem Projekt zu stehen. Es ist entscheidend, jemanden zu finden, der genau versteht, woher man kommt und wohin man möchte, besonders wenn es um die Vermarktung geht. Mein Rat wäre daher, viel Sorgfalt in die Auswahl der Partner zu legen, die ihre Vision teilen und umsetzen können – und eine Machbarkeitsstudie kann hier ein guter erster Schritt sein.